alias Peterson, träumt von einem Aussteigerleben mit Ihrem Hund namens…
Die Bühne des vollen Raumes, stellte eine dystopische Szenerie dar, mit Raumfahrtraketen und Aliens in Mode von Peter Fankhänel. Auch der Gastgeber Martin Beyer trägt die zukunftssichere Mode des Mannes, der näht und Leggins trägt. Seine Mode rät Fankhänel auch zu den Symphonikern zu tragen. Die zweite Moderatorin Nora Gomringer dagegen ist gekleidet in ihrer alten Star Wars-Bettwäsche, ihr Outfit spiegelt den Gedanken, ob Überlegungen über die Zukunft immer in Kombination mit dem Alten geschehen muss. (Wenn die jüngste eingeladene Person 44 Jahre ist, dann anscheinend schon.)
„Vor allem aber, stimmt etwas auf männlicher Seite nicht“
LyrikerIn und KünstlerIn Christian Schloyer
Der erste Gast des Abends ist Christian Schloyer. Schloyer ist LyikerIn und KlangkünstlerIn aus Nürnberg, für das Publikum legte xier eine klangliche „Vollimprovisation“ hin. Dabei erzeugt xier in Reaktion auf den Raum mit einem Dj-Pult und xiers Mund Geräusche. Auf den Stühlen liegen Zettel und Stifte. Schloyer bietet dem Publikum an, Skizzen zu Tonassoziationen anzufertigen. Darauf ließen sich nur wenige der ZuschauerInnen ein. Trotzdem war es spürbar, dass das Kopfkino bei allen lief. Gedimmtes Licht, die meisten schlossen die Augen, es rauschten unbekannte Töne ein: Sounds fliegender Maschinen, Fabrikgeräusche, Wasteland, Würmer, White Noise, Aliensprache, trabende Pferde, laute Schritte, Töne – die verheißen ein Schrecken naht – der ganze Körper kribbelt, Unterwassergeräusche. Dann ist es vorbei, abgespaced wacht man aus einem Sci-Fi Traum auf und das Licht wird wieder heller. Schloyers Lyrikband Venus-Mars stellt ähnliche Dystopien dar. Schloyer meint: „Ich sags im Futur zwei: Wir werden gewesen sein.“; in seinem Band wird nach Ende der Erde auf Venus und Mars notgelandet. Schloyer findet, auf der Erde stimmt vieles nicht und das läge nicht nur am Klimawandel. Sondern beispielsweise auch an den chemischen Stoffen, „die wir jeden Tag in die Umwelt ballern“, das könne die Erde nicht aufnehmen. „Vor allem aber, stimmt etwas auf männlicher Seite nicht“. Dabei seien hauptsächlich die Rollenbilder ein Problem und Männer sollten Bereitschaft zeigen, diese zu verlassen. Xier möchte das mit xiers Non-Binarität tun. Schloyer weiß genau, was xier will und glaubt die KI könne das nicht; aber sie sei intuitiver als wir.
Die Intendantin des E.T.A Hoffmann Theaters Sibylle Broll-Pape
Der zweite Gast, ist tatsächlich die Gastgeberin: Intendantin des E.T.A Hoffmann Theaters Sibylle Broll-Pape. Sie spricht über die Zukunft im Theater und ihre ganz persönliche. Im Theater muss es eine Veränderung in der Organisationsstruktur geben, sagt Broll-Pape; aber es liegt viel Zukunft in Kunst; und Theater ist Kunst. Gerade gibt es viel „Krise, Krise, Krise“ und ums Scheitern geht es auch in dem Stück Anthropolis, das aktuell läuft. Dabei bekriegen sich zwei Söhne. Broll-Pape sieht jedoch das Problem, anders als Schloyer, nicht bei den Männern – sondern in der Menschheit. Wir Menschen müssen uns verändern, das dauert lange, aber das geht, meint sie. Sie tendiert zur Zuversicht und zum Vertrauen in die Menschheit. Für ihre persönliche Zukunft weiß die Theaterfrau ebenfalls, wohin es geht: Raus aus Bamberg und ins Ruhrgebiert. Ihr Vertrag wurde nicht verlängert und sie verlässt das Theater nach der nächsten Spielzeit. Demnach gehöre es sich, nach ihr, die Stadt zu verlassen, wenn ein neuer Intendant kommt.
„In dem Bereich ist zu wenig gesellschaftliche Verantwortung und zu viel Mehrwert.“
Der Professor des Lehrstuhls für KI-Systementwicklung der Uni bamberg Prof. Dr. Christoph Benzmüller
Zu Gast war auch Prof. Dr. Christoph Benzmüller, er ist Professor des Lehrstuhls für KI-Systementwicklung der Uni Bamberg. Er und Beyer sprechen über die Angst vor der KI. Denn die KI wird größer und in ihr liegen große ökonomische Interessen. AI wird bereits zu militärischen Zwecken genutzt und viele Länder erhoffen sich durch sie mehr Macht. Ein großes Interesse Benzmüllers eigener Forschung liegt in einer Eingrenzungsinstanz der KI. Dafür braucht es weltweite Kommunikation. Ein Konsens ist aber durch die Machtinteressen vieler Länder schwer zu erreichen. Im Hinblick auf das Ersetzen von Künstlern durch die KI, meint der Forscher, es fehle der künstlichen Intelligenz an Kreativität, Fähigkeit und Reflektion. „Vielleicht braucht es dafür Körperlichkeit“, so der Professor. Dafür erschaffe sie aber perfekte Plagiate. Jedoch sei das Spiel mit dem Feuer – das Antrainieren reflektierbaren Verhaltens, bereits im vollen Gange. In der KI stecke viel Positives, findet der Professor, ihm machen aber die ökonomischen Interessen große Sorgen: „In dem Bereich ist zu wenig gesellschaftliche Verantwortung und zu viel Mehrwert.“ Benzmüller ist trotzdem zuversichtlich: Kommunikation und Entschleunigung, sei das Wichtigste. Wirklich beruhigend, war sein Vortrag jedoch nicht.
Die Kunststipendiatin Viola Bittl
Das letzte Gespräch des Abends führte Gomringer mit der Kunststipendiatin der Villa Concordia – Viola Bittl. Sie hatte diesen Dienstag ihre Vernissage in der Villa Concordia. Ihre Bilder, die in Bamberg entstanden sind, werden dort vom 11.12.2024 bis zum 19.1.2025 ausgestellt. Bittl wohnt bereits seit diesem April hier, und findet Bamberg sehr schön und einfach „nicht so schnell“. Ihr lichterfülltes Atelier in der Villa Concordia mag sie sehr, blöd findet sie es nur, dass sie keine Nägel in die Wände schlagen darf. Auf die Frage, ob sie bereits die KI für Bildideen genutzt hätte, antwortet sie, dass sie die KI nicht nutze. Denn diese entwickele oft Bilder, die sehr kitschig, „fantasylike“ oder sehr illustrativ sind. Die Künstlerin male nur sehr wenige Bilder im Jahr, dabei würde es sich gar nicht lohnen sie zu nutzen. Außerdem wäre dann die KI die Urheberin und sie die Arbeiterin. Trotzdem ist Bittl gespannt, was aus der haptisch geprägten Kunst wird, sie habe bereits Bilder gesehen, die mit Ölfarbe 3D gedruckt sind.
Glückskekse als Kommunikationsmittel der Wahrsagerin Künstliche Intelligenz
Zukunftsaussichten von der KI gab es auch noch: Glückskekse, mit zur Hälfte positiven zur anderen negativen Prophezeiungen, wurden verteilt. Hier zwei Eindrücke: „Eine globale Bewegung für Gerechtigkeit wird das Gesicht der Welt verändern.“ „Der Raum für echte Begegnungen wird schrumpfen.“
Insgesamt ist Villa Wild ein spannendes Format, bei welchem man den Gedanken interessanter Menschen lauschen darf. Dennoch wäre es zu dem Thema wünschenswert gewesen, junge Gäste einzuladen. Ihnen einen Raum zu geben, Zukunftsängste sowie -zuversichten zu teilen. Denn wir haben noch eine lange Zukunft vor uns, die von der Publikumsgeneration beeinträchtigt worden ist. Sicherlich wäre es auch wichtig gewesen den Klimawandel oder einen steigenden Rechtsruck anzusprechen. Im März geht es dann um das Thema Ende, da gibt es dann hinsichtlich des Alters weniger von mir zu bemängeln.
alias Peterson, träumt von einem Aussteigerleben mit Ihrem Hund namens Findus. Im Wald, ihrem Lieblingsort, finden sich auch allerlei Inspirationen für ihre Artikel.