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An alle, die Dinge sagen können und auch gehört werden.
Dunkel Hell

An alle, die Dinge sagen können und auch gehört werden.

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  • Wissen Sie eigentlich was das mit uns macht? Wir sitzen zuhause, den ganzen Tag.

Vorlesungen, Partys, Seminare, das alles macht Studieren angeblich aus. Normalerweise. Pustekuchen, ich kenne nur: Laptop, Zimmer, Alleinsein.
Erzählen Sie bei Abenden mit guten Freund*innen und gutem Wein irgendwann immer die Anekdoten aus der Studienzeit? Ich habe jetzt bald meinen Bachelor. Welche Anekdoten soll ich erzählen? Vielleicht von abbrechendem WLAN während einer Online-Prüfung? Oder davon, dass Sie uns jetzt auch die Bibliotheken zum vernünftigen Arbeiten nehmen? Von stundenlangem Masken tragen in der Bib trotz Abstand? Und welchen Freund*innen aus Studienzeiten erzähle ich das dann? Vielleicht setze ich mich dann in zehn Jahren in der Gesellschaft meines Laptops in eine Kneipe und geb ihm diese Geschichten meiner Studienzeit bei guten Wein zum Besten. Denn der ist mein wahrer Kommilitone, mein wirklicher alter Freund aus Studienzeiten!

Und wir müssen andere schützen, wir müssen solidarisch sein, wir müssen Rücksicht nehmen. Und das ist verständlich und das war gut – während der ersten Welle und der zweiten. Aber das Meer hat sich verändert. Wissenschaftler*innen dieser Welt haben ihr äußerstes getan, Staaten viel Geld ausgegeben für einen Impfstoff, der gut wirkt, aber den zu viele nicht wollen. Aber ich will jetzt langsam auch nicht mehr. Wer sich schützen will, der oder die kann das tun. Und wer nicht, halt nicht.

Wir leben im 21. Jahrhundert, wir fliegen ins All, wir sagen zuhause nur ein Wort und das Licht geht an oder der Staubsauger aus. Aber eine hybride Lehre an Unis ist nicht möglich? Ein Seminar mit zehn Leuten ist nicht möglich, obwohl das Audimax seit Jahren verwaist ist? Ja richtig, Jahre. Was soll denn passieren, dass das alles hier endet? Wir haben einen wirksamen Impfstoff, wir haben genug FFP2-Masken und wir haben genug Platz. Wir müssen Rücksicht nehmen, ja. Aber langsam müssen wir Rücksicht nehmen auf die Studierenden, die seit Monaten geimpft sind, auf die, die sich immer an alle Regelungen gehalten haben und dies weiterhin tun, auf die, die nicht mehr können, weil Studieren einfach nicht geht ohne Kontakte, ohne Diskussionen, ohne Einander.

Und Sie geben sich alle Mühe, ich weiß. Ich gebe mir auch Mühe. Abends einzuschlafen zum Beispiel oder dreimal am Tag genügend zu essen und wenigstens einmal vor die Tür zu kommen. Und das seit über drei Semestern. Wir sind in Vorleistung gegangen, als nichts anderes ging. Jetzt geht’s, also sind Sie jetzt dran.

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