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Rabbit Holes der Redaktion: Fehlende Schädel und Adele

Rabbit Holes der Redaktion: Fehlende Schädel und Adele

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Von fehlenden Schädeln, klassischer Musik und deutscher Dichtung

Klassische Musik ist langweilig und hilft euch höchstens beim Einschlafen? Das wird sich in den nächsten Zeilen ändern. Unter den klassischen Komponist*innen gibt es nämlich nicht nur Schlafmützen, sondern auch echte Scherzkekse. Einer von ihnen ist Joseph Haydn. Laut Classic FM führt er Zuhörer*innen in seinem Streichquartett in Es-Dur, durch sein Wirken in Großbritannien auch “The Joke” genannt, in die Irre. Er setzt kurz vor Ende des Stücks eine Pause, um zu sehen, wer zu früh klatscht. Hihi, reingelegt!

Haydn war jedoch nicht nur in Großbritannien tätig, sondern von 1761 bis 1790 als Kapellmeister der reichen Adelsfamilie Esterházy im Königreich Ungarn angestellt. Obwohl diese mit ihm zufrieden waren, vergaßen sie ihn nach seiner Amtszeit schnell. Auch nach seinem Tod 1809 kam von der Familie Esterházy keine Würdigung. Erst elf Jahre später ließ Fürst Nikolaus II. seinen einstigen Kapellmeister exhumieren, um ihm gebührend die letzte Ehre zu erweisen. Da lagen Haydns Überreste nun, auf dem Hundsturmer Friedhof in Wien. Seine gesamten Überreste? Nein. Der Schädel war weg.

Acht Tage nach Haydns Tod hatte Esterházys Privatsekretär, Josef Carl Rosenbaum, das Friedhofspersonal bestochen, damit diese den Schädel für ihn ausgruben. Rosenbaum war ein Freund der Gallschen Schädellehre. Diese besagt grob, dass besondere Talente und Fähigkeiten durch Wölbungen im Schädel erkennbar sind. Franz Joseph Gall brauchte zum Beweis seiner Theorie so viele Schädel wie möglich, am besten auch die verschiedener Genies seiner Zeit. Also schnappte sich Rosenbaum den Schädel und bewunderte ihn bis zu seinem Tod auf einem Samtkissen in seinem Wohnzimmer. Ein wahrer Fanboy. Spoiler: Die rassistische Ableitung, man könne Menschen anhand ihrer Schädel bewerten, hat sich irgendwie nicht durchgesetzt. Komisch.

Haydns Schädel war nicht der erste prominente Kopf in Galls Sammlung. Schon 1807 durfte letzterer einen Gesichtsabdruck DES deutschen Dichters machen – von Johann Wolfang von Goethe himself. Dieser war beeindruckt von Galls Ideen, fand die Prozedur selbst jedoch ziemlich mau. Die Abdruckmasse bezeichnete er als “nasses Dreck Zeug”, so die Klassik Stiftung Weimar. Tja, hätte sich der gute Goethe doch mal lieber eine Gesichtsmaske aus Heilerde gegönnt.

Zurück zu Haydn, mit oder ohne Schädel. Sein Kopfstück wurde keineswegs sofort nach der Exhumierung an die Familie Esterházy übergeben. Diese erhielten zunächst einen falschen Schädel, der – Überraschung – nicht mit Haydns Totenmaske übereinstimmte. Mit einer Totenmaske wird ein Abdruck des letzten Gesichtsausdruck einer verstorbenen Person erstellt. Damit können sich Angehörige oder Fans besser an Details des Gesichts erinnern und so der Person gedenken. Erst 1895 erkämpfte sich der Wiener Musikverein den echten Kopf, welcher über 30 Jahre lang im dazugehörigen Museum das Prachtstück sein sollte.

 1938 sollen die Überreste zusammengeführt werden, doch der Zweite Weltkrieg verhindert dies zunächst. Es dauert weitere sechs Jahre, bis der komplette Haydn endlich seine letzte Ruhe in der Bergkirche Eisenstadts findet. Dort wird am 05. Juni 1954 der Schädel zum Rest des Skeletts in den Sarg gebettet. Wer von nun an Joseph Haydn, der by the way die Melodie zur deutschen Nationalhymne komponiert hat, jedes Jahr an seine letzte Ruhe erinnern möchte, setzt sich am besten einen Termin in den Kalender. Und dann schmeißt eine Haydn-Party mit den schönsten Schädel-Dekos, die ihr auftreiben könnt, und geht zu folgenden Bangern richtig ab:

Von Lea Fröhlich

Von Adele, Spotify und was der Zufall will

Shuffle oder nicht Shuffle, das ist hier die Frage. Adele sagt dazu eindeutig: Nein! Als ihr Album 30 herauskam, beschwerte sich die Pop-Ikone bei Spotify, dass der Play-Button das Album direkt im Shuffle-Modus abspielt und dies, obwohl sich Künstler*innen sehr viele Gedanken darüber machen, welche Lieder nacheinander gehört werden sollten. Spotify gab ihr Recht, und von nun an spielt der Play-Button die Songs in der vorgegebenen Reihenfolge ab.

Aber was hat es eigentlich mit dem Shuffle-Modus auf sich? Spotify-Nutzer*innen werden es kennen: Obwohl die Playlist geshuffelt wurde, werden immer nur die gleichen Lieder abgespielt. Tatsächlich ist das nicht nur ein Gefühl. Es gibt dafür zwei Gründe, die im Algorithmus der App liegen. Erstens, Spotify gibt dir, was es glaubt, wonach es deinen Trommelfeldern verlangt. dass du hören möchtest. Wenn du also bestimmte Lieder öfter hörst als andere, werden sie trotz des Shuffle-Modus priorisiert. Zweitens, und hier wird es besonders interessant, der Shuffle-Modus ist nicht wirklich zufällig.

Als Spotify durchgestartet ist, war das Shuffeln tatsächlich noch zufällig. Das heißt, dass jedes Lied zu jeder Zeit gespielt hätte werden können. Trotzdem gab es Beschwerden von Nutzer*innen, dass die Funktion nicht wirklich beliebige Lieder auswählt. Aber wieso? Der Computer hat doch keine Präferenzen. Das Problem lag eher darin, dass die Hörer*innen etwas anderes erwartet haben. In einer Playlist sind nicht selten mehrere Lieder von denselben Künstler*innen vertreten. Wenn der Algorithmus die Lieder wirklich zufällig auswählt, kann es schon passieren, dass mehrere Songs von denselben Sänger*innen abgespielt werden. Leider sind Menschen voreingenommen und haben eine Vorstellung von Zufall, die nicht deckungsgleich mit tatsächlichem Zufall ist. Dieses Phänomen wird menschliche Zufälligkeitswahrnehmung genannt. Also, lasst euch nicht täuschen, Spotify gaukelt euch die Zufälligkeit nur vor. Euer Gehirn hintergeht euch allerdings ebenso, und denkt sich aus, was Zufälligkeit wirklich bedeutet. Die Definition von Overthinking.

Das eigentlich Verrückte ist jedoch, dass eine einzelne Person, Adele, eine so gut durchdachte App mit einem einzigen Tweet verändern konnte. Einfach ikonisch.

Von Hilde Olschewski

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