Support Student Journalism!
Du liest gerade
Behind the scenes von „Too many tabs“

Behind the scenes von „Too many tabs“

Avatar-Foto
  • Vom Taff-Stylomat bis zur Kryptozoologie – Carolin Worbs und Miguel Robitzky erzählen in ihrem neuen NDR-Podcast „too many tabs” wöchentlich von ihren skurrilen Rabbit Holes. Bekannt sind die beiden auch aus dem ZDF Magazin Royale, wo sie als Autorin und Autor arbeiten. Im Interview verraten sie alles rund um ihr neues Projekt.

Wie können wir uns den Start eures Podcasts vorstellen? 

Miguel: Wir hatten das Glück, dass der NDR gerade auf der Suche nach neuen, jüngeren Audioformaten ist. Deswegen haben sie Interesse an die Produktionsfirma signalisiert, für die wir arbeiten. Es war gar nicht so stark der Impuls von uns. Wir haben dann das Konzept erstellt, aber es gab eine Signalbereitschaft von beiden Seiten, dass wir Lust haben, sowas herzustellen.

Caro: Der NDR denkt natürlich, dass wir super jung und internetaffin sind und immer die neuesten Trends aus dem Internet erzählen können. Aber wir beide haben innerlich auch Ü60-Eigenschaften an uns, die wir dabei dann nicht raushängen lassen haben. Aber vielleicht merkt man an unserer Themenwahl, dass wir da relativ breit und zeitlos aufgestellt sind, was unsere rabbit holes angeht. Manchmal sind sie wochenaktuell und manchmal sind es Dokus, die seit 50 Jahre rumliegen und keine*r mehr kennt.

War das eure erste gemeinsame Podcast-Idee?

Caro: Es wäre jetzt natürlich eine Lüge, wenn wir sagen würden, wir hätten noch nie zuvor darüber nachgedacht. Aber vorher war der Zeitpunkt und die Möglichkeiten noch nicht richtig.

Miguel: Es ist sehr schwer, in unserem Beruf zu arbeiten, ohne früher oder später einen Podcast machen zu müssen. Insofern hat sich das ganz organisch entwickelt.

Apropos Podcast-Overload: Spotify schlägt euren Hörer*innen ja Podcasts vor, die ähnlich wie „too many tabs“ sein sollen. Gibt es einen Podcast, den ihr da lieber nicht sehen möchtet?

Caro: Bei Lanz und Precht würde ich mir Sorgen machen, wenn der Podcast bei uns vorgeschlagen werden würde.

Miguel: Ansonsten legen wir uns nur innerhalb unseres Podcasts mit anderen Podcasts an. Ich würde ungern über eure Zeitung großen Beef austragen.

Caro: Ja, der große Beef mit Lanz und Precht über die Ottfried-Zeitung…

Einmal wurde die Folge aber schon am Dienstag, also einen Tag zu früh, hochgeladen. Wir haben uns sehr gefreut. Aber hat da was nicht gestimmt?

Caro: Da ist irgendwie das Internet ausgefallen, glaube ich.

Miguel: Oder zu schnell wieder an. Man weiß es nicht.

Caro: Ja, wir haben einmal den ganzen NDR ausgemacht und wieder an. Dann war alles hochgeladen, was sie hatten.

Vor Kurzem hattet ihr eine Halloween-Sonderfolge. Plant ihr noch mehr Special-Editions? Und wenn ja, welche?

Caro: Ja, die großen Vier: Halloween, Weihnachten, Ostern und Fronleichnam.

Das passt ja perfekt. In Bamberg ist Fronleichnam ein Riesending!

Miguel: Dann Mariä Himmelfahrt.

Caro: Ernsthaft, wir wollen weitere Sonderfolgen machen. Das macht sehr viel Spaß. Besonders mit dem Intro herumexperimentieren zu können, ist cool.

Was war euer intensivstes rabbit hole?

Miguel: Ich habe neulich über homosexuelle Vampire gesprochen. Da musste ich vorher aussieben, was ich erzähle und was nicht. Ich hätte doppelt so lange darüber reden können – genauso wie über deutsche Preisverleihungen, bei denen ich auch einen ganzen Block rausnehmen musste. Ich hatte da noch zwei, drei andere Preisverleihungen, die ich lustig fand. Wir reden uns immer ein bisschen in Rage. Deshalb müssen wir uns da ein bisschen zusammenreißen. Auch bei der Pocher-Geschichte, oder, Caro?

Caro: Ja, da mussten wir uns sehr zusammenreißen, dass wir da nicht sämtliche 2000er-Skandale und die Biographie von Oliver Pocher aufrollen. Was auch wirklich nicht mehr geendet hat, war die Gender-Reveal-Recherche. Wenn man da ein Mal bei TikTok drin ist: Ciao. Es ist wirklich Wahnsinn, was weltweit an creepy Gender-Reveals passiert. Horror.

Miguel: Die Leute schicken mir dazu immer noch Sachen und schreiben: „Zeig das mal Caro!“

Caro: Mir wurde letzte Woche von zehn verschiedenen Leuten eine Frau geschickt, die auf dem Bauch liegt und eine rosa Wolke auspupst. 

Aber das war eine Parodie, oder?

Caro: Man kann die Parodien nicht mehr von den echten unterscheiden.

Caro Worbs
Miguel Robitzky

Wie viele Einsendungen erreichen euch inzwischen per Mail und DMs?

Caro: Wir bekommen sehr viele Mails. Ich bekomme auch sehr viele DMs bei Instagram – gerade wenn wir dazu aufrufen, uns Sachen zu schicken.

Miguel: Im Schnitt sind es pro Woche zwischen 20 und 30. Oft sind lange Erklärungen dabei, die müssen wir auch erst lesen. Es wird auch immer mehr Arbeit, das alles zu sichten. Langweilig wird uns mit dem Projekt erstmal nicht!

Wie entscheidet ihr, welche eingesendeten Rabbit Holes es in den Podcast schaffen?

Miguel: Wirklich authentisch danach, wo wir am ehesten selbst in das Rabbit Hole eintauchen wollen.

Plant ihr eigentlich Merch? Was wäre da euer Unique Selling Point?

Caro: Wir sind ja beim NDR. Wir dürfen also gar keinen Merch verkaufen. 

Miguel: Wenn, dann will ich Actionfiguren von uns.

Und abschließend interessiert uns natürlich noch, wie ihr es geschafft habt, Autorin und Autor beim ZDF Magazin Royale zu werden. Wie war euer Weg zum Fernsehen?

Caro: Es gibt zu unserem Beruf – wenn man es Beruf nennen kann, was wir machen – nicht den klassischen Weg. Ich bin einfach reingerutscht. Während meines Bachelors in Bonn habe ich beim NDR und bei der Produktionsfirma bildundtonfabrik Praktika gemacht und bin dadurch einfach hängengeblieben. Zuerst habe ich als Außenautorin jede Woche Oneliner für das Stand-Up am Anfang der Sendung eingeschickt. Irgendwann habe ich mehr Routine bekommen und 2019 wurde ich fest ins Team reingeholt. Dinge wie der Podcast entwickeln sich jetzt Stück für Stück dazu.

Miguel: Ich bin ein bisschen früher eingestiegen. Schon als Kind war ich unglaublich besessen von Fernsehen, Cartoons, Comics und all diesen Sachen. Ich habe schon damals viel gezeichnet und war im Schultheater. Der Wunsch, das beruflich zu machen, hat sich sehr früh gefestigt. Mit 16 Jahren war ich auf einer gestalterischen FOS und wusste, dass ich ganz gut zeichnen kann. Eigentlich wollte ich Witze schreiben, aber ich war mir nicht sicher, ob sie gut genug sind. Also habe ich versucht, mit meinen witzigen Zeichnungen zu bestechen, um von meinen damals noch schlechten Witzen abzulenken. Die Karikaturen habe ich an DWDL und andere Zeitungen verkauft und kleine Sachen für das Satiremagazin Titanic geschrieben. Darüber bin ich in die Berufswelt reingerutscht.

Was könnt ihr Studis, die ein ähnliches Ziel verfolgen, als Tipp geben?

Caro: Wenn du Bock auf Comedy hast, schau, welche Shows es in Deutschland gibt und welche einen Außenautorenpool haben, bei dem du dich bewerben kannst. Ansonsten mach Praktika und Hospitanzen. Probiere einfach etwas aus!

Miguel: Sei dir nicht zu schade, auch erstmal kleine Sachen zu machen. Kleine Bühnen, kleine Zeitungen – Hauptsache, du machst irgendwas. Dann kannst du versuchen, so viel eigenen Content wie möglich zu erstellen. Wenn du dazu noch Glück hast, passiert der Rest von ganz allein. Ich selbst habe aber auch das Privileg, dass ich aus einer Familie komme, in der es schon viele kreative Berufe und Bühnenfiguren gab. Deshalb war es für mich keine so fremde Welt. Ich wusste schon, dass ich Klinkenputzen, mich schnell anstrengen und mich irgendwie positionieren muss. Wenn man aus klassischen Familienbildern kommt, braucht man vielleicht ein paar Jahre länger, um das zu checken. Aber im Grunde braucht man keinen Auftraggeber. Jede*r kann twittern, jede*r kann auf kleine Bühnen gehen – und es macht genauso Spaß.

Kommentare anzeigen (0)

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.