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Sanierung des Hainbades: das passiert wirklich

Sanierung des Hainbades: das passiert wirklich

  • Vor ein paar Wochen sorgte ein Facebookpost im „Bamberger Studiumforum“ für Wirbel. Laut einem Artikel der Bamberger Onlinezeitung ist der Umbau des Hainbads in Planung. Der Poster kommentierte, dass angeblich Holz durch Metall ersetzt, das Kinderbecken zugeschüttet und der Badmintonplatz entfernt würde. Auch der Fränkische Tag titelte vorletzte Woche zum Thema: „Aus Holz wird Stahl“. Doch was ist wirklich dran an den Gerüchten?

Mitten im Hainpark, umschattet von alten Bäumen und direkt an der Regnitz liegt es – das Bamberger Hainbad. Studenten lieben besonders den berühmten Holzsteg mit erhöhtem Kopfteil, der zum Sonnen direkt am Fluss einlädt und den günstigen Eintrittspreis. Alteingesessene Bamberger schätzen vor allem den Charme der Flussbadestelle, der sich über die Jahre so gut wie nicht verändert hat. Hier gibt es noch Dauerkabinen aus Holz, einen kleinen klassischen Kiosk und sogar eine alte Bogendusche. Doch jetzt soll das Hainbad erstmals in größerem Stil saniert werden. Über 80 Jahre ist es mittlerweile alt. Dass das nicht bei allen gut ankommt, war vorhersehbar.

Sanierung keine Frage
„Wir haben massiven Sanierungsbedarf am Hainbad. Das hat man auch in den vergangenen Jahren daran gesehen, dass der Steg immer mal gesperrt war. Wir haben bislang Flickschusterei betrieben und nur die notwendigsten Stellen ausgebessert. Jetzt hat uns der Statiker ganz klar gesagt hat, dass der Steg im jetzigen Zustand nicht mehr zu verwenden sei.“, sagt Jan Giersberg, Sprecher der Stadtwerke Bamberg. Der Sanierungsbedarf steht auch bei der Interessensgemeinschaft (IG) Hainbad außer Frage, doch warum auch weitere Bereiche wie Kabinen, Gastronomie und Kinderbecken umgebaut werden soll, können Christine Hartleitner, Nina Schipkowski und Beate Stutzmann nicht verstehen.

Die Sanierung soll in drei Bauabschnitten erfolgen. Der erste sieht den Steg vor. Hier kursierten bereits wilde Gerüchte, der Steg würde durch Metall ersetzt, das Geländer durch eine Drahtkonstruktion. Doch Giersberg kann beschwichtigen: „Das einzige was durch Stahl ersetzt wird, ist die Unterkonstruktion.“ Christoph Jeromin, Abteilungsleiter Bäder und Wasserversorgung der Stadtwerke Bamberg, erklärt: „Der Steg hängt später wie ein Balkon über der Regnitz. Unten drunter wird eine Stahlkonstruktion errichtet, die waagerecht im Ufer verankert wird. Aber optisch wird das für den Besucher nicht zu sehen sein.“ Entstanden sei das Gerücht durch einen älteren Plan, der in Umlauf kam: „Ganz am Anfang beim Brainstorming werden verschiedene Ideen in die Runde geworfen. Einer der Planer hatte mal die Idee, es ganz modern zu machen mit einem Edelstahlgeländer. Dieser Plan ist irgendwie kursiert, das ist dumm gelaufen. Die Idee war aber schnell wieder vom Tisch.“

Laut IG Hainbad war diese Version jedoch der Plan, mit dem die Stadtwerke zu der Bauvoranfrage gegangen sind — also alles andere als eine Brainstormingidee. Ende Juli ist Aufsichtsratsitzung, bei der die Mittel für den Steg freigegeben werden sollen, sodass nach der Saison nächstes Jahr im September 2017 mit dem Bau begonnen werden kann. Fertig sein soll der Steg dann im April 2018. Eventuell kommt es aber schon im Frühjahr nächsten Jahres zu Teilsperrungen. Doch das entscheidet der Statiker.

Neuer Eingangsbereich und Sanierung der Dauerkabinen
Der 2. Bauabschnitt sieht die Erneuerung der Umkleiden und des Eingangsbereichs vor. Bisher gibt es ein Drehkreuz für Ein- und Ausgang. Kinderwägen oder Rollstühle passen dort nicht hindurch. Besserung schaffen sollen zwei breitere Drehkreuze, einer als Eingang, der andere zum Verlassen des Bades. Durch dieses sollen künftig auch Kinderwägen passen, wodurch laut Giersberg das Personal entlastet wird, da sie nicht jedes Mal nach vorne eilen und das Tor aufsperren müssen. An der baulichen Situation solle aber nichts geändert werden.

Der sicherlich heikelste und strittigste Part ist die Sanierung der Dauerkabinen. Die mittlerweile 80 Jahre alten Kabinen und vor allem deren Unterkonstruktion sind aus Sicht der Experten stark vermorscht und könnten sogar durchbrechen. Die Dauerkabinen befinden sich teils seit Jahrzehnten in Familienbesitz, werden sogar weitervererbt. Jede von ihnen ist vom Mieter liebevoll gestaltet und weit mehr als nur eine Gelegenheit, die Kleidung zu wechseln. Entsprechend viel Herzblut hängt daran und so war der Aufschrei groß, als es hieß, die Kabinen müssen ausgetauscht werden. Laut Giersberg wäre ein eins-zu-eins-Austausch am wirtschaftlichsten. „So wird immer argumentiert, wenn es darum geht, etwas abzureißen“, sagt Nina Schipkowski. Christine Hartleitner wünscht sich eine genaue Kostenaufstellung zu sehen: „Wir können uns nicht vorstellen, dass es so viel teurer ist, die Kabinen einzeln zu sanieren.“ Und kritisiert weiter: „Für so eine Aussage in einer Weltkulturerbestadt, lieber etwas abzureißen, als zu restaurieren, dafür sollte sich Herr Giersberg schämen.“

In Zukunft getrennte Bereiche im Hainbad
Auch der dritte Bauabschnitt sorgt für Reibepunkte, denn er sieht die Umstrukturierung der Badestelle vor. Dieser soll allerdings erst 2019/20 folgen und befindet sich daher noch in Planung. „Unser Ansatz war es, aufgrund der erhöhten Besucherzahl, den Kleinkinderbereich nach hinten zu verschieben mit Planschbecken und Spielplatz. Das Gebäude, das quer zur Regnitz steht, dient dann als Lärmschutz. Wer dann lieber Ruhe haben will, kann am Eingang nach links gehen, wer Kinder dabei hat, kann nach rechts gehen. Jetzt ist es noch so, dass die Kinder vom Spielplatz zum Planschbecken am anderen Ende rennen“, erklärt Christoph Jeromin. Genau an dieser Stelle, sieht die IG Hainbad jedoch den Charme: „Die Umstrukturierung setzt dem Ganzen nochmal die Krone auf. Das Hainbad ist nun mal ein Familienbad, hier rennen eben die Kinder umher. Das rege Treiben gehört einfach dazu. Unsere Alten haben dafür die „heilige Wiese“, die gibt es bereits seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Generationsübergreifende ist es, was das Hainbad auch heute noch ausmacht. Hier mischt sich alles von Studenten über Senioren. Diese Neuzonierung würde das kaputt machen“, sagt Hartleitner.

Neue Gastronomie und Kinosommer
Auch den nächsten Punkt der Sanierung, den Ausbau der Gastronomie, sieht die IG skeptisch. Bisher gibt es einen kleinen Kiosk, „völlig ausreichend für die Größe der Badestelle“, wie Nina Schipkowski meint. Bei den Planern der Stadtwerke geht eine neue Gastronomie mit der Umstrukturierung einher. Da die Kabinen aus dem rechten Gebäudeteil auf die andere Seite kommen sollen, sei dort mehr Platz für neue sanitäre Anlagen und eine größere Gastronomie samt Außenbestuhlung. Größte Sorgen macht der IG jedoch etwas anderes. Hartleitner: „Wenn Gastronomie, Spielplatz und Kinderbecken auf die hintere Wiese kommen und zusätzlich der Badmintonplatz wegfällt, dann bleibt vorne eine riesige, freie Fläche. Da fragt man sich natürlich schon, was da noch in Planung ist, vor allem vor dem Hintergrund, das auf dem Plan, der uns vorliegt, an der Stelle ‚Freilichtkino‘ steht.“ Im Hainbad wird seit Jahren im Sommer ein Open-Air-Kino veranstaltet. Zwei Wochen lang müssen am Abend Handtücher Stühlen weichen. Hartleitner und Co vermuten mit der größeren Liegefläche nun auch eine Ausweitung der Größe des Kinosommers. „Alles Käse“ laut dem Stadtwerkesprecher. Die Gerüchte, aus dem Hainbad eine Eventfläche zu machen oder den Kinosommer terminlich auszuweiten, würden falsch sein. Zu letzterem sei das Wort „terminlich“ zu beachten. Die Damen von der IG verweisen auf ein zusätzliches Eingangstor, das im Plan eingezeichnet ist. Es gibt gesetzliche Auflagen für Veranstaltungen, die einen zusätzlichen Eingang ab einer bestimmten Besucherzahl vorschreiben.

Zukunftsmusik
Die Meinungen könnten entgegengesetzter nicht sein, die Fronten zwischen Interessensgemeinschaft und Stadtwerken scheinen verhärtet. Dazu ironisch die Aussage von Jan Giersberg, die Stadtwerke stehen seit vergangenem Herbst im Gespräch mit Interessensgemeinschaft Hainbad und dem Verein Freunde des Hainbads und man setze sich auch mit kritischen Stimmen sachlich auseinander, um die Bürgermeinung mit einzubeziehen. Die Interessensgemeinschaft ist zwar im Frühjahr diesen Jahres zu einem Ortstermin eingeladen worden, die Pläne waren aber bereits fertig gezeichnet. Beate Stutzmann: „Unter Kommunikation stellen wir uns etwas anders vor. Die Stadtwerke sollten offener für Alternativen sein, die wir vorschlagen. Gerade ist es mehr eine Pseudobeteiligung, bei der wir vor Ort sind, wenn ein fertiger Plan ausgebreitet wird.“ Die Interessensgemeinschaft hat zu den Plänen eine Stellungnahme verfasst. Auf eine offizielle Antwort der Stadtwerke, warte sie bis heute.

Wie Sanierung letztendlich aussehen wird, ist — bis auf Erneuerung des Stegs — noch offen. Auch die Preisgestaltung ist noch in der Schwebe. Klar ist nur, dass der günstige Preis von einem Euro laut Stadtwerken so nicht erhalten bleiben kann. Jan Giersberg: „Für uns es ist das Wichtigste a) den Charme des Hainbads zu erhalten und b) alles, was wir bisher an Ideen hatten ist nicht in Stein gemeiselt. Was nachher umgesetzt wird, ist das Ergebnis einer Diskussion mit den Hainbadnutzern, aber c) wir haben auch begrenzte finanzielle Rahmenbedingungen.“
Die IG Hainbad sieht der Zukunft positiv entgegen. Auf die Frage, was sie täten, würde die befürchtete Umturnierung im Hainbad kommen, antworten die Frauen fast einstimmig: „Die wird nicht kommen. Wir denken, dass die Aufsichtsräte eine Sanierung im Bestand bevorzugen und den jetzigen Plänen nicht zustimmen. Wir haben eine starke Lobby hinter uns; hunderte Hainbadbesucher und auch Studenten. Es geht um unser Hainbad. Wir lassen bestimmt nicht locker.“

Mit der Erneuerung des Stegs soll nach der Badesaison 2017 begonnen werden. Bauabschnitt zwei und drei folgen dann 2018/19 und 2019/20. Bis dahin, um es in den Worten Giersbergs zu sagen: „fließt noch viel Wasser die Regnitz herunter.“

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