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Schreib eine Mail an die Studienberatung!

Schreib eine Mail an die Studienberatung!

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  • Statistisch betrachtet bricht ein Drittel aller Studierenden ihr Studium ab. Dass das einmal ich sein sollte, hätte ich nie gedacht. Aber, wenn ich eins in meinen Vorlesungen gelernt habe, die Statistik lügt nicht (zumindest, wenn die Ergebnisse signifikant sind). Bei drei Töchtern ist meine Familie also jetzt ein weiterer Beweis dafür.

Erst Abi, dann Ausland, eben noch Studienanfang und dann auf einmal Lockdown. Noch nie davor hatte ich so viel Zeit zum Grübeln. Mit der Zahl der Videos im VC nimmt auch mein Stress zu. Von morgens bis abends sitze ich vor meinem Laptop, höchstens zum Essen mache ich kurz Pause. Und auf einmal frage ich mich „Warum?“. Was ich damals noch nicht wusste: Diese kleine Frage war der Anfang von viel Größeren. Warum verstehen das alle schneller? Und schließlich: Warum tue ich mir das an? Ich beginne alles in Frage zu stellen. Finde ich die Inhalte meines Studiums spannend? Glaube ich an das, was der Professor predigt? Dann kommen die Klausuren: neue Ablenkung, neue Motivation.

Los geht die Fahrt!

Und dann wieder Lockdown, Semesterferien und so viel Zeit zum Denken. Wenn ich nicht schlafe, dreht sich mein Gedankenkarussell. Wo will ich hin? Was will ich erreichen? Was will und was muss ich vielleicht sogar verändern in dieser Welt?

Und das Karussell wird schneller.

Ich ziehe einen anderen Weg in Erwägung und finde sofort hunderte Gründe dagegen. Die Tochter meiner Tante dritten Grades hat das studiert und ist todunglücklich, geht nicht!

Und das Karussell wird schneller.

Um mich herum sind nur Menschen, die alle zielstrebig ihren Lebensweg hinunterrennen, ohne Kompass oder Karte wissen, dass sie richtig liegen.
Und das Karussell wird schneller und schneller.

Übermächtige Zweifel und fünf Mails im Entwürfe-Ordner

Als ich nicht mehr in den Schlaf finde, versuche ich es mit Hörbüchern. Und schlafe dann irgendwann kaum noch. Die Fragen wachsen immer weiter, stecken längst nicht mehr in den Kinderschuhen der Studienzweifel. Was soll mein Grund sein zur Arbeit zu gehen? Warum arbeiten wir? Was ist der Sinn des Lebens? Ich bin so überfordert, verzweifelt, panisch.

Eigentlich bin ich ein pragmatischer Mensch, also überlege ich wie ich da rauskomme. Ich schreibe fünfmal eine Mail an die Studierendenberatung und traue mich nie sie abzuschicken. Ich will nicht wahrhaben, dass ich ein Problem habe und schäme mich. Und dann schicke ich sie schließlich doch ab, weil ich sonst einfach nicht weiterweiß.

Siebträger, French Press und der Sinn des Lebens

Ich kann mich nicht mehr an meinen ersten Termin erinnern, nur noch daran, dass ich sehr viel geweint habe und geredet. Endlich geredet und nicht mehr nur gedacht. Und vor allem erinnere ich mich an das Gefühl danach: Ich bin nicht mehr allein. Ich komme voran.

Die Gespräche mit meinem Studienberater werden zu dem Anker meiner Realität. Mein Gedankenkarussell kann ich mit dem Blick auf den Termin im Kalender zwar nicht stoppen, aber verlangsamen. Es tut unglaublich gut, nicht mehr allein vor all dem zu stehen. Wir reden über alle: meine Zweifel über meinem Studiengang, unsere Lieblingsbüchern, den Sinn des Lebens und über die richtige Art Kaffee zu kochen.

Wir sind viele!

Und nach und nach passiert etwas Großartiges: Ich beginne mit Menschen in meinem Umfeld zu reden. Und stelle fest: Keiner rennt zielstrebig geradeaus. Wir alle irren, spazieren, wanken, stolpern und verrennen uns. Aber keiner spricht drüber. Auf einmal sind da ganz viele, die ihren Studiengang doch gar nicht so sehr lieben. Ganz viele, die sich nicht so sicher sind, wie sie sich geben.

Warum erzähle ich das alles?

Der erste Grund für diesen Artikel: Auch wenn es uns verletzlich macht, wir müssen über unsere Zweifel reden. Wir haben sie alle, mache mehr andere weniger. Mir fällt es nicht leicht das hier zu schreiben, aber vielleicht liest Du das gerade und zweifelst an deinem Studium: Sei Dir sicher Du bist nicht allein, wir sind viele.

Und der zweite Grund ist, dass ich Dir einen Tipp geben möchte: Schick eine Mail an die Studienberatung. Die gibt es schließlich aus einem Grund und Du müsst da nicht allein durch.

Und an meinen Studienberater: Ich weiß nicht, wo ich heute ohne Sie wäre. Unsere Gespräche waren immer auf Augenhöhe, witzig, verständnisvoll, philosophisch und in einer sehr schwierigen Zeit mein Fixpunkt. Ich bin Ihnen so dankbar für ihren Einsatz und ihre Hilfe auf der Suche nach meinem Porridge.

Informationen zur Studienberatung der Uni Bamberg findest du hier.

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