Support Student Journalism!
Du liest gerade
2020s Album-Spektrum – Vol. I

2020s Album-Spektrum – Vol. I

Avatar-Foto
  • 2020 war gleichzeitig gar nichts und überraschend viel los. Musikalisch hatte das Jahr auf jeden Fall einiges zu bieten. Deswegen kommen hier die Top-Alben unserer Redaktion, Volume I.

Kims Picks

Mein Jahr war musikalisch von einigen Deutschrap-Alben geprägt, aber zwei Alben haben es auch ohne 808 und deutsche Sprache auf meine Liste geschafft. Eins davon ist das am 20. März erschienene „After Hours“ von The Weeknd. Es erzählt von Herzschmerz und Liebe und kombiniert dabei 80s Vibes mit modernem Flow. Einige Tracks des Albums haben sich lange in den Charts gehalten und alle zwölf Lieder haben unglaublich hohe Streaming-Zahlen (alle über 39 Millionen!). Für viele war das Album ein musikalischer Meilenstein. Nur bei den Grammys wird The Weeknd überraschend nicht ausgezeichnet werden, denn die Jury nominierte ihn nicht.

Im Juli droppte Haiyti das erste ihrer beiden 2020-Alben. Auf „SUI SUI“ präsentiert sich Haiyti zwar gewohnt lässig, aber auch ein bisschen ruhiger. „LA LA LAND“ lief bei mir rauf und runter – klare Empfehlung: Man kann es kaum tothören.

Auch aus dem Juli stammt mein nächster Pick: „Tourlife4Life“ von den Orsons. Sehr überraschend kam einige Monate nach „Orsons Island“ schon das nächste Album. Viel Energie und Gute-Laune-Pop sorgt auch ohne Tour für Turnup-Mood. Aber daneben zeigt sich die Hip Hop-Boyband auch politisch: In „Oioioiropa“ singen die Jungs vom scheiternden Europa. Mein Liebling des Albums ist „Große Freiheit“ – ich finde Weltschmerz klang selten so lässig-melodisch.

Am 7. August releasten Kitschkrieg das lange erwartete Album „Kitschkrieg“. Das Trio kombinierte verschiedenste Stile auf zwölf Tracks, wobei sie für einige der Features stark kritisiert wurden. Bei fünf Liedern kamen die Interpret*innen früher oder später unter anderem wegen Sexismus, Straftaten oder Nähe zu Corona-Leugner*innen in die Schlagzeilen. Die anderen Tracks höre ich trotzdem noch gerne.

Im Oktober habe ich vom Album „Phase I:XI“ kaum genug bekommen. Die Sängerin Red Moon erinnert an Aurora und Florence Welch und trifft mit ihrer zarten Stimme direkt mein Herz. Die EP besteht aus nur sechs Liedern, aber jedes hat On-Repeat-Potenzial. Mit unter Zwanzigtausend monatlichen Hörer*innen ist sie aber noch ein Geheimtipp – also Anti-Mainstream-Indie-Kids: Hört mal rein, bevor sie groß wird.

Auch im Oktober, veröffentlichte Céline ihr Album „Instinkt“. Als Opener auf der King Lori Tour von Loredana wurde sie 2020 schnell bekannt und bei der 1Live Krone sogar als Newcomerin nominiert. Der beliebteste Track des Albums ist „Tränen aus Kajal“ mit über 36 Millionen Streams.

Ähnlich wie auf Instinkt brachte Sero mit „Regen“ am 27. November melancholischen Deutschrap mit starkem Pop-Touch. 14 Songs mit insgesamt 32 Minuten bedeutet, dass ein Song durchschnittlich weniger als zweieinhalb Minuten dauert. Die Streaming-Ausrichtung ist typisch für Deutschrap, aber das Album hebt sich durch tiefe, persönliche Texte trotzdem von der Menge ab. Für Melancholie-Fans ein Muss.

Zum Abschluss meiner Lieblingsalben aus 2020 kommt noch mal Trap-Queen Haiyti. Ihr zweites 2020-Album „Influencer“ catcht mich sogar noch mehr als SUI SUI. 19 Tracks, 50 Minuten lang Haiyti-Power und das mit Lines wie „Scheiß mal auf die ganzen Fake News, ich bin Deutschraps Zukunft“ oder „Nein, ich glaub’ nicht an Jesus, ich glaube nur noch an UFOs“. Für mich sind „sweet“ und „burr“ jetzt schon Classics im deutschen Trap.

Lucas Picks

Viel zu lange wusste ich nichts von der musikalischen Existenz Archy Marshalls — what a shame. Dafür durfte ich King Krule gleich mit seinem neuen Album kennenlernen und ich war verzaubert. “Man Alive!” begleitet einen mit der Lebenssituation des Künstlers, der während der Entstehung des Albums von der Stadt aufs Land zog und so wirkt es, als beruhigen sich die Lieder nach dem anfänglichen City-like-Trubel und begeben sich in der Natur zur Ruhe. Hört es euch einfach bitte am Stück an.

Noch nicht vielen da draußen bekannt, bin ich Mitte des Jahres auf einen talentierten jungen Künstler namens Luba gestoßen. Auf seinem Debütalbum “Lubeca” rappt der Norddeutsche über seine Heimat (und große Liebe) Lübeck. Der Sound ist durchaus düster mit ernsteren Texten, ohne dabei aber zu melancholisch zu werden. Und wenn ich zu “Seemann” auf den Ohren durch die Straßen flaniere, schmeckt die Luft sogar ein wenig nach Meer.

Die Stimme, der Sound, der Vibe, alles erinnert ein wenig an The Weeknd — da verwundert es nicht, dass Black Atlass ebenfalls beim XO-Label unter Vertrag steht. Geborener Kanadier ist er zudem auch noch. “Dream Awake” ist das dritte Album von Alex Fleming, so sein wahrer Name. Es erzählt von zwei Menschen und ihrer Begegnung miteinander, über das Kennenlernen bis hin zum Übergang von Lust zu Liebe zueinander. Es mag nicht das Konzeptalbum of all time sein, aber bei mir lief es einige Male von vorne bis hinten durch. Back-to-back-Highlights erwarten euch bei “Sin City” gefolgt von “Lie to me”.

Man stelle einen Rapper und einen Alchemisten in die Küche und was kommt dabei heraus? (Pasta) “Alfredo”! Das Album bietet viel Flex Gibbs’ Talents und nicht unbedingt die gewaltigste lyrische Vielfalt, dennoch sitzen/stechen sämtliche Basketball- und Popkulturreferenzen genauso messerscharf wie die subtile und gleichzeitig deutliche Kritik an Polizeigewalt (wie zB. in “Scottie Beam”). Gegen Ende wird Gibbs noch persönlicher und erteilt dem Album einen düsteren Ausklang.

Lauras Picks

Bei allem was gut klingt und Freude macht, dürfen wir eine in dieser Auflistung nicht vergessen. Miss Americana, Taylor Alison Swift, hat in diesem Jahr nicht nur ein, sondern direkt zwei Alben veröffentlicht. Im Frühjahr lockte sie uns auf eine falsche Fährte, Katzenfotos, Backbilder, das obligatorische “Ich trinke tagsüber Wein weil ich sowieso daheim bin und tun kann was ich will”-Pic inklusive; sie teilte gar ein Selfie mit der Unterschrift “Not a lot going on at the moment”. Well well well, how the turntables!

Mit “Folklore” erschien im Juli Swifts achtes Album und für mich eines ihrer besten. Und wie soll es auch anders sein: Jack Antonoff und Aaron Dessner produzieren und schreiben, Joe Alwyn tritt zum ersten Mal als Songwriter auf (*Herzschmelz-Effekt*) und Bon Iver schenkt uns im Track “Exile” Gänsehaut-Momente. Nebenbei wird noch kurz der bisher unbekannte Vorname der Drittgeborenen von Blake Lively und Ryan Reynolds gedroppt und Taylor Swift hat mal wieder alles richtig gemacht.

Und als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für alle Swifties, und die, die es noch werden wollen, setzte Taylor dann Mitte Dezember “Folklore” mit “Evermore” fort. Dort schafft sie eine märchenhafte Atmosphäre, perfekt für Winter, Weihnachtszeit und Lockdown light, zauberhafte Musik, um sich fort zu träumen, ganz weit fort; fort in die traumhafte Märchenwelt von Taylor Swift.

Kommentare anzeigen (0)

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.