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„Umbrüche und Veränderungen bieten die Chance für Neues“
Dunkel Hell

„Umbrüche und Veränderungen bieten die Chance für Neues“

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  • Was sind eigentlich die Aufgaben des Büros für Innovation und Gründung (kurz: BIG) an der Uni Bamberg? Der Ottfried hat beim BIG-Team nachgefragt, die Mitarbeiter*innen Sarah Dahnen, Dr. Anette Kremer und Sebastian Hillebrand haben schriftlich geantwortet.

Ottfried: Welche Art von Hilfe und Unterstützung bietet das BIG an?
BIG: Wir unterstützen und ermutigen Bamberger Studierende beim Einstieg in die Selbstständigkeit – von der ersten Idee bis zur Gründung. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Idee beispielsweise im Rahmen eines Seminars oder einer individuellen Abschlussarbeit entstanden ist oder ob sie aus einer ganz persönlichen Leidenschaft heraus entwickelt wurde – wir sind neugierig auf alle Ideen! Wir evaluieren mit den Studierenden das Geschäftspotential der Idee und begleiten sie bei der Weiterentwicklung durch eine individuell zugeschnittene Beratung. Neben der Beratung bieten wir auch jedes Semester ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Weiterbildungsworkshops, Ideenwettbewerben und Netzwerkevents an.

Wie ist das BIG denn entstanden?
Uns gibt es seit Juni 2020, und zwar zur Umsetzung eines Projekts zum Ausbau der Gründungsförderung an der Uni Bamberg. Das Projekt wird noch bis Ende März 2024 im Rahmen des Programms ‚EXIST – Potentiale heben‘ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Fünf Mitarbeitende und drei studentische Hilfskräfte kümmern sich im BIG darum, die neuen Unterstützungsmöglichkeiten an der Universität besser sichtbar zu machen und den Studierenden beim Gründen zu helfen.

Warum ist es denn wichtig, eine Hilfe für den Weg in die Gründungsszene zu bieten?
Die Universität ist ein Ort des Lernens und Erforschens. Immer wieder stoßen wir dort auf Probleme und Herausforderungen, die wir mit Wissen, Experimenten und Reflexion lösen oder mindern. Wir produzieren spannende Erkenntnisse in Seminar- oder Abschlussarbeiten oder Forschungsprojekten. Leider verschwinden diese Lösungen allzu oft in der Schublade oder in Publikationen. Wir möchten den Studierenden mit dem Thema Gründen einen Weg aufzeigen, spannende Erkenntnisse in die Tat umzusetzen und einer breiten Masse außerhalb der Universität zur Verfügung zu stellen. Auf diesem Weg wollen wir Studierende ermutigen und ihnen Orientierung geben.

Das BIG ist im Juni 2020 entstanden, also mitten in der Corona-Pandemie. Welche Schwierigkeiten sind aufgrund dieses Umstands auf euch zugekommen und wie seid ihr damit umgegangen?
Wir hatten von Anfang an mit pandemiebedingten Problemen zu kämpfen. Zunächst einmal müssen und mussten wir Gründungsinteressierte überhaupt erst auf unseren Service aufmerksam machen. Das ist rein virtuell gar nicht so einfach. Auch die Bereiche Wissensvermittlung, Austausch und Vernetzung sind durch die virtuellen Formate erschwert. Beratungsgespräche wurden ebenfalls zum Großteil virtuell durchgeführt. Wir haben uns, wie alle anderen, mit der Situation arrangiert. Dennoch hoffen wir für 2022 aber sehr auf die ein oder andere Präsenzveranstaltung.

Welche Auswirkungen hatte die Pandemie denn für die ‚Gründungsmotivation‘ der Studierenden?
Wir hatten am Anfang der Pandemie einen deutlich erhöhten Zulauf. Man hatte fast das Gefühl, dass Menschen ihre freie Zeit genutzt haben, um sich Fragen über ihre berufliche Ausrichtung zu stellen oder länger mitgetragene Ideen einmal anzutesten. Über den gesamten Zeitverlauf wurden die Anfragen aber wieder weniger und pendelten sich ein. Insgesamt ist Gründungsstatistiken zu entnehmen, dass Gründungen während der Pandemie abgenommen haben und sich für viele Bereiche eine Eintrübung ergeben hat. Das ist jedoch wie in jeder Krise, denken wir. Umbrüche und Veränderungen bieten die Chance für Neues.

In welcher Verbindung steht das BIG zu der Universität?
Als Teil des Dezernats Forschungsförderung und Transfer arbeiten wir gemeinsam mit dem Transfer daran, Wissen aus der Universität hinaus in die Welt zu tragen. Das Ziel unseres Projekts ist die Etablierung einer aktiven, lebendigen Gründungskultur an der Universität Bamberg. Wir wollen für das Thema Gründen begeistern, gründungswillige Studierende wie Mitarbeitende der Universität Bamberg mit dem notwendigen Basiswissen ausstatten und sie bei ihren Vorhaben beraten. Wir wünschen uns, Gründen als eine attraktive Karrieremöglichkeit und Option bei der Verwertung von Wissen zu sehen, und freuen uns, insbesondere die Gründungsquote bei wissensbasierten Gründungen zu steigern.

Also gibt es von der Universität keine vorgegebenen Ziele, die ihr erreichen müsst?
Nein, unsere zentralen Ziele, eine nachhaltige, lebendige Gründungskultur aufzubauen und gründungsfördernde Strukturen an der Uni Bamberg zu etablieren, haben wir im Rahmen unserer Projektförderung zu erfüllen. Entsprechend müssen wir unserem Mittelgeber regelmäßig über unsere Fortschritte berichten. Die Unileitung steht aber hinter unserer Arbeit und unterstützt unsere Ideen und Maßnahmen, was uns natürlich sehr hilft.

Wie vielen Studierenden hat das BIG schon bei der Gründung geholfen? Wie viele haben insgesamt schon Kontakt zu euch aufgenommen?
Wir haben in anderthalb Jahren etwa 90 Gründungsvorhaben betreut und circa 280 Beratungsstunden gehalten. Eine Menge Holz!
Außerdem haben bislang jedes Semester im Durchschnitt insgesamt rund 150 Interessierte unsere Workshops und Themenevents besucht. Darüber freuen wir uns ebenfalls riesig und hoffen, das Interesse künftig weiter zu steigern.

Gibt es denn eine Grenze, wie viele Studierende ihr maximal betreuen könnt?
Prinzipiell ist jede*r bei uns willkommen, der/die ein Interesse am Gründen oder ein Gründungsvorhaben hat. Daher besteht auch erstmal keine Begrenzung im eigentlichen Sinne. In der Beratung bieten wir allen Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, Professor*innen und Alumni die Möglichkeit einer Erstberatung an. In dieser evaluieren wir dann, welche weiteren Schritte wir unternehmen können oder welche Partner*innen entsprechend den weiteren Beratungsprozess übernehmen können. Über diese Erstberatung hinaus begleiten wir dann vor allem Teams, die eine innovative und wissensbasierte Gründungsidee im Start-up-Kontext haben oder sogenannte Ausgründungen aus der Wissenschaft, wo Forschungsergebnisse Basis einer Unternehmungsgründung sind.

Was war bisher der größte ‚Gründungserfolg‘, bei dem ihr mitgewirkt hat?
Unser größter Gründungserfolg war die erfolgreiche Einwerbung eines EXIST-Gründerstipendiums zusammen mit dem Team ‚wikimove‘ im Bereich Mobilitätssysteme für Städte. Hier konnte sich ‚wikimove‘ zusammen mit dem BIG und Mentor Prof. Dr. Staake aus der WIAI ein Jahr lang auf die Gründung und den Markteintritt vorbereiten und ihren technischen Prototypen weiterentwickeln. Momentan arbeitet ‚wikimove‘, ehemals ‚im-mobility‘, an einer Mobilitätslösung für die Stadt Bamberg und geht seine ersten Schritte als Unternehmen.

Was sollten Studierende mitbringen, wenn sie sich zum ersten Mal an das BIG wenden?
Ein allgemeines Interesse am Thema Gründung reicht völlig! In vielen unserer Workshops werden unternehmerische Skills vermittelt, für deren Aneignung noch keine Gründungsidee vorhanden sein muss. Außerdem vernetzen wir Studierende mit Interesse am Thema Gründung auch gerne mit anderen Studierenden, die bereits eine Gründungsidee haben und noch Mitgründer*innen suchen, nicht nur in den Workshops und in der Beratung, sondern etwa auch im Rahmen unserer Ideenwettbewerbe oder über unseren VC-Kurs ‚Forum für Gründungsinteressierte‘. Sonst suchen wir nach Studierenden, die eine Leidenschaft für ihre Idee entwickelt haben und sich sagen: „Das braucht die Welt“. Gerne kann das eine Idee aus dem privaten oder beruflichen Umfeld sein, bevorzugt aber auch Ideen, die aus dem Studium entstehen, zum Beispiel in Projektseminaren, Forschungsprojekten oder Abschlussarbeiten. Generell gesprochen: Lieber früher als später kommen. Gerade in den Anfängen können wir Studierende optimal unterstützen und vernetzen.

Was sind die größten Fehler, die Studierende bei der Gründung machen?
Zu glauben, man hat die beste Idee, und diese dann lieber im stillen Kämmerchen entwickeln zu wollen, ist ein Trugschluss. Ideen sind nur so gut, wie sie gesucht, gebraucht und schlussendlich gekauft werden. Somit können wir nur raten, möglichst früh in den Austausch mit potentiellen Kund*innen, Partner*innen, Stakeholder*innen und unterstützenden Stellen wie uns zu kommen. Gründen ist komplex, aufwändig, anstrengend und schlussendlich nur mit Team-Work zu schaffen, auch wenn man alleine gründen möchte.

Habt ihr im BIG eine bestimmte Zielgruppe, die ihr mit eurem Angebot ansprechen möchtet?
Grundsätzlich ist unser Service für alle Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Professor*innen der Universität Bamberg offen. Egal, mit was oder in welchem Bereich sie sich selbstständig machen wollen, sie können gerne auf uns zukommen!
Speziell fördern wir wissensintensive Gründungsideen mit Technologie-/IT-Bezug. Im Rahmen des EXIST-Gründerstipendiums unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz anspruchsvolle innovative Existenzgründungen aus Universitäten. Innovative Gründungsvorhaben haben die Chance auf ein EXIST-Gründerstipendium. Bei Interesse am Stipendium können sich Studierende gerne bei uns melden.

Aus welchem Fachbereich kommen die meisten Studierenden zu euch und aus welchem kommen tendenziell eher weniger?
In unseren Beratungen und Veranstaltungen finden sich Studierende aller Fakultäten. Fächer mit wirtschaftswissenschaftlichem Bezug, etwa (Internationale) BWL, Wirtschaftspädagogik oder Wirtschaftsinformatik waren dabei von Anfang an sehr stark vertreten. Das Fächerspektrum hat sich allerdings von Semester zu Semester ausgeweitet. Mit steigender Tendenz suchen so auch Studierende aus den verschiedenen Bachelor- und Masterstudiengängen der Angewandten und Praktischen Informatik, der Germanistik, Geographie, (Sozial-)Pädagogik und Psychologie den Kontakt zu uns. Eher noch vereinzelt vertreten sind aktuell unter anderem angehende Anglist*innen und Soziolog*innen sowie Studierende der sogenannten ‚kleinen Fächer‘.

Was war bisher die ungewöhnlichste Idee, mit der ein*e Gründer*in auf euch zugekommen ist?
Ungewöhnlich war die Idee, Urnen aus Papier zu gestalten und Menschen damit die Möglichkeit zu geben, Bestattungen und Trauer einen individuellen Ausdruck zu geben. Diese Idee war nicht nur ungewöhnlich, sie war ungewöhnlich gut! Das Team ‚urnfold‘ trifft ein zentrales Bedürfnis unserer Zeit, persönlicher Abschied von seinen Liebsten zu nehmen, und möchte mit seinem Produkt einen etwas altbackenen Markt verändern. Die beiden Gründerinnen haben 2021 die Social Innovators Challenge der Unis Würzburg und Bamberg gewonnen und die Serienproduktion der Urnen beginnt dieses Jahr.

Welchen Tipp habt Ihr für alle, die sich für eine Gründung interessieren, aber noch ziemlich unsicher sind?
Einfach anfangen und ausprobieren, was mit der Idee alles möglich werden kann. Ein Anfang kann dabei natürlich sein, zu uns zu kommen und mit uns zu sprechen!

Für einen kostenlosen Beratungstermin können Studierende die Projektassistentin Kristin Schultze (existenzgruendung.fft@uni-bamberg.de) anschreiben.

Alle BIG Workshop- und Veranstaltungsangebote sind zu finden unter: https://www.uni-bamberg.de/transfer/existenzgruendung/terminkalender/.

Weitere Infos zu diesem und anderen Gründungsteams: https://www.uni-bamberg.de/transfer/existenzgruendung/gruenderinnen/

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