Elly übersetzt hobbymäßig Wissenschaft in Deutsch. Ein Glücksmarienkäfer für alle…
Am Abend des 11. Novembers 2022 findet das Schamrock Festival der Dichterinnen in der Villa Concordia statt. Im Laufe des Abends werde ich mit der Direktorin der Villa Concordia Nora-Eugenie Gomringer und mit vier der fünf Lesenden sprechen, darunter Augusta Laar, Gründerin des Festivals. Es wird um neue und alte Texte gehen, aber genauso auch um aktuelle Themen wie den Russlandkrieg. Was ich am Ende des Abends mitnehmen werde, ist mehr als eine Menge Eindrücke, Gedanken und Gespräche, die mir im Kopf herumschwirren. Es ist eine Antwort auf die Frage, warum es nicht nur wichtig, sondern notwendig ist, dass es dieses Festival gibt.
Zwei der Lyrikerinnen, die an diesem Abend lesen, waren Stipendiatinnen der Villa Concordia, haben also in diesem Rahmen ein Jahr in Bamberg verbracht. Für mich ist es das erste Mal, dass ich die Villa Concordia von innen sehe. Als ich durch die große Tür trete bin ich überrascht von der Helligkeit und Großzügigkeit des barocken Gebäudes.
Auf dem Weg zum Lesesaal wölbt sich die Decke über das Treppenhaus. Sie ist so reich mit Stuck verziert, dass ich und einige andere Gäste die Köpfe in den Nacken legen müssen, um sie besser betrachten zu können. Der Saal im ersten Stock fasst etwa 150 Plätze. Hohe Decken, schöner Parkettboden, Stuck. Vorne an der Leinwand das Logo: Internationale Poetry Biennale Schamrock, Festival der Dichterinnen.
2022 ist es das sechste Mal, dass das Schamrock-Festival der Dichterinnen stattfindet – neben Wien und München auch in Bamberg. Seit der Gründung 2012 durch Augusta Laar dient es als Forum und Netzwerk für Dichterinnen und ist weltweit das einzige seiner Art. Es wurde 2021 mit dem Anita-Augspurg Preis und 2022 mit dem Bayrischen Kulturpreis ausgezeichnet. Dichterinnen werden auf das Festival eingeladen, lesen und solidarisieren sich. Dabei gehe es auch um politische Standpunktverortung, erklärt Augusta Laar: „Noch nie gab es so viele verfolgte Dichterinnen wie heute. Ich sehe es als meine Aufgabe, diesen Dichterinnen eine Stimme zu geben.“ (Anmerkung der Redaktion: diese Aussage konnte bei der Recherche nicht nachgeprüft werden)
An diesem Abend kommen fünf Lyrikerinnen zu Wort. Die Lesenden nehmen in der ersten Reihe Platz, während sich der Saal füllt. Größtenteils mit dem üblichen gebildeten, gut statuierten Lesungs-Publikum, aber ich sehe auch Gesichter in meinem Alter.
Zu Beginn hält Augusta Laar eine kleine Einführung, bei der sie den Namen des Festivals erklärt. Der Name „Schamrock“ komme nämlich keinesfalls von dem Englischen Wort „Shamrock“, sondern von den beiden femininen Begriffen „Scham“ und „Rock“. Unter „Rock“ sei dabei auch der Rock ’n Roll gemeint und damit die Befreiung von der Scham.
Nach dieser Einleitung tritt Nora-Eugenie Gomringer hinter das Rednerpult. Sie ist seit 2010 Direktorin der Villa Concordia und moderiert den Abend. Als ich Nora-Eugenie Gomringer dazu befrage, was das Schamrock Festival ausmacht, sagt sie „Sichtbarmachung“. Wichtig sei das Aufzeigen einer Lücke in der Welt, die eigentlich keine Lücke sei, sondern der größte Pool an Kreativität.
Gemeint sind damit Frauen, die schreiben, und die im Literaturbetrieb auch heute noch unter Ungleichbehandlung leiden. In der Pause unterhalte ich mich mit Iris Hermann, die auch auf dem Festival ist. Sie ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Frauenbeauftragte an der Uni Bamberg. „Es ist immer noch so, dass Frauen es schwerer haben, einen Verlag zu finden und sich in der Literaturszene, die doch noch männlich besetzt ist, durchzusetzen.“, erklärt sie mir. „Deshalb ist es wichtig, dass es Festivals gibt, in denen Frauen besonders in Erscheinung treten.“ Das ist die wichtigste Funktion des Festivals: Lyrikerinnen eine Bühne geben. Heike Fiedler, die an dem Abend auftritt, betont, dass das Schamrock Festival einzigartige Pionierarbeit geleistet habe.
Gleichzeitig will sich das Festival abgrenzen von dem Vorurteil, dass Feminismus Männerhass bedeute. In diesem Kontext liest auch Daniel Jurjew auf der Veranstaltung, Texte einer Lyrikerin, die er ins Deutsche übersetzt hat. Als ich ihn zum Schamrock Festival befrage, sagt er: „Es tut Not, Räume zu schaffen, wo explizit starke Frauen aufgerufen werden.“
Eine dieser starken Frauen ist Olga Martynova. Olga Martynova, geboren 1962, ist ehemalige Stipendiatin der Villa Concordia und hat 2013 und 2014 ein Jahr in Bamberg verbracht. Sie ist in Russland aufgewachsen und 1991 mit ihrem Mann Oleg Jurjew nach Deutschland gezogen. Ihre Texte verfasst sie auch auf Deutsch. Sie erhielt unter anderem 2012 den Ingeborg-Bachmann Preis und 2015 den Berliner Literaturpreis. Zuletzt erschienen sind von ihr der Roman „Der Engelberg“ und „Über die Dummheit der Stunde“. Bei dem Festival liest sie aus einem noch unveröffentlichten Buch, das teils aus Tagebucheinträgen, teils aus Essays besteht und Trauer zum Thema hat. Trauer um ihren 2018 verstorbenen Ehemann, aber auch um ihr Land: Einige der Tagebucheinträge stammen aus dem Frühjahr dieses Jahres und beschäftigen sich mit dem Krieg, den Russland in der Ukraine führt. In Zusammenhang mit dem Krieg findet sie starke Worte, spricht von Sprachverlust und Wut und gibt in ihren Texten auch anderen Stimmen Raum: Sie zitiert ein Gedicht, erzählt von Gesprächen und davon, was ihr Freund*innen aus Russland berichten.
Die früheren Einträge von 2019, die in ihrer unmittelbaren Trauer entstanden sind, hören sich anders an. Feinfühlig beschreibt sie Gedanken und Situationen. Eine dieser Situationen ist ein Telefonat mit ihrem Mann: Sie führte es einen Monat vor dessen Tod in einer Kaffeerösterei in Berlin. Was die Ausschnitte, die sie vorträgt, alle gemeinsam haben, sind Umgang mit und Überwindung von Verlusten.
„Entgleisung der Welt“
ist ein Ausdruck, den sie in Bezug mit dem Tod ihres Mannes verwendet und der mir im Gedächtnis geblieben ist. Durchaus einer, der auch in dieses Jahr passt.
Die Veranstaltung geht weiter mit der Performance und Lesung von Heike Fiedler. Heike Fiedler ist 1963 in Düsseldorf geboren, seit 1987 lebt sie in der Schweiz. Von ihr sind sieben Bücher erschienen, darunter „Je de mots“ und „Tu es! hier“. Etwas mehr als zwölf Jahre lang war sie Ko-Programmiererin eines internationalen Festivals der Lautpoesie. Sie hat an zahlreichen internationalen Literatur- und Poesiefestivals teilgenommen und lehrt in den Bereichen Performance Writing und Lautpoesie, unter anderem an der Hochschule Düsseldorf. Ihr Beitrag ist ein ganz anderer als der von Olga Martynova: eine Komposition aus Wort, Bild und Gesang. Vor den Zuschauer*innen entwirft sie einen Sound-Mix aus Melodie und Gesprochenem, dazu laufen auf der Leinwand hinter ihr Projektionen von Wörtern und abstrakten Formen. Immer wieder nimmt sie Sätze auf, die weiterlaufen, während sie liest, sodass sich Wörter und Satzbruchstücke überlagern und sich zu einem kaum mehr verständlichen Bild aus Klängen vermischen. Auch die Wörter auf der Leinwand bewegen sich aneinander vorbei, überlagern sich und sind zeitweise nicht mehr lesbar. Die Worte auf der Leinwand erscheinen auf unterschiedlichen Sprachen. Auch bei den gesprochenen Sätzen wechselt Fiedler schnell von einer Sprache zur anderen. Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch erklingt im Raum. Dadurch entsteht ein atemloses Gesamtwerk, ein Spiel mit Sprache und Vielsprachigkeit, das von Nora-Eugenie Gomringer nach dem Auftritt sehr treffend als „Klangabstraktum“ beschrieben wird.
Ihre Poesie-Performance sei „der Wunsch, die der Lyrik oder Poesie inhärenten Aspekte von Text, Laut und Bild performativ miteinander zu verbinden und miteinander interagieren zu lassen“, erklärt Heike Fiedler selbst. „Es sind meine Texte (…), die sich mir anbieten, ja, die mich quasi dazu anhalten, von mir weitergeführt, entgrenzt zu werden.“ Sprache ist für sie ein wichtiges Element:
„Sprache ist äquivalent für Offenheit, Begegnung, auch für geopolitische Entgrenzung. Sprache ist Musik, ist Traum, ist das Feld der unbegrenzten Möglichkeiten.“
Nach Heike Fiedler betritt Daniel Jurjew die Bühne. Er liest eigens übersetzte Gedichte der (mittlerweile verstorbenen) Dichterin Jelena Schwarz. Jurjew arbeitet seit 2012 als freier Literaturübersetzer, Lyriker und Publizist. 2013 erhielt er für das von ihm übersetzte Werk „Die Manon Lescaut von Turdej“ von Wsewolod Petrow den Hotlistpreis der unabhängigen Verlage und er ist Finalist des Open Mike 2020. Studiert hat er unter anderem deutsche Literatur und Geschichte.
Jelena Schwarz, geboren 1948 in Leningrad, gestorben 2010, war eine russische Essayistin, Lyrikerin und Übersetzerin. Während der Sowjetzeiten wurden ihre Gedichte nur im Untergrund und im Ausland veröffentlicht. Erst nach der Perestroika, der Umgestaltung und Öffnung der Sowjetunion durch Gorbatschow in den 1980er Jahren, konnten Werke von ihr auch offiziell in Russland herausgegeben werden und fanden enormen Anklang. So war das erste Ihrer Bücher in Russland bereits am Tag der Erscheinung ausverkauft. Der Beitrag von Daniel Jurjew an diesem Abend ist lebendige Gedächtnisarbeit für die einflussreiche und geschätzte Lyrikerin.
Bevor er liest, zeigt Daniel Jurjew ein Video, um sie vorzustellen. In dem Video sitzt Jelena Schwarz rauchend an einem chaotischen Tisch. Sie spricht auf Russisch mit einer Person, die nicht im Bild ist. Währenddessen drückt sie ihre Zigarette aus, schüttelt, ohne ihren Redefluss zu unterbrechen, eine neue Zigarette aus dem Päckchen und zündet sie mit einem Streichholz an. Ende des Videos, Lächeln unter uns Zuschauern.
Daniel Jurjew trägt Gedichte vor, von denen Jelena Schwarz vorgab, sie nur übersetzt zu haben – aus dem lateinischen, verfasst von einer römischen Dichterin. Die Dichterin gab es wirklich, nur wurde keines ihrer Gedichte je überliefert. Diese vermeintlichen Übersetzungen hat Daniel Jurjew jetzt ins Deutsche übersetzt.
Alle Gedichte sind verfasst aus der Perspektive einer sehr launischen Dichterin und Frau mittleren Alters im antiken Rom. Das größte Thema sind die Menschen, die die Dichterin umgeben und mit denen sie schonungslos ins Gericht geht. Sie schreibt über ihren Vater und verschiedene Vorstellungen davon, wie sie ihn hinrichten lässt. Über einen jungen Dichter, der seine Muse belästigt, die Liebe eines Gladiators oder darüber, wie sie auf einen Gast losgeht, der ihr an den Rock wollte. All das ist lebendig, farbenfroh, leidenschaftlich und vor allem angefüllt mit der Person der römischen Dichterin, die scharfsinnig, oft spöttisch, schreibt und die mit ihrem Urteil vor keinem ihrer Mitmenschen Halt macht.
Nach diesem Vortrag ist Pause und es geht die Treppen hinunter in den Keller der Villa Concordia, wo Wein ausgeschenkt wird. Es gibt Getränke, die Leute scherzen, der Raum brummt von Gesprächen. Als es nach der Pause weiter geht, ist es schon neun Uhr. Trotzdem ist ein Großteil der Gäste geblieben. Zwei Lesungen stehen noch aus:
Zunächst die Lesung von Nancy Campbell, geboren 1978. Sie ist eine schottische Autorin, die bereits für die Royal Academy, die British Library und den BBC geschrieben hat. 2018 wurde sie zur britischen Canal Laureate ernannt. Für ihre kreative Arbeit rund um die Arktische Welt erhielt sie 2020 den Ness Award der Royal Geographic Society. Auf deutsch ist von ihr bisher das Buch „Fünfzig Wörter für Schnee“ erschienen. 2019/2020 war sie Stipendiatin der Villa Concordia. Die Texte, die sie an diesem Abend vorträgt, sind geprägt von ihrer Bamberger Schaffenszeit und stammen aus dem just herausgekommenen Buch „Uneasy Pieces“. Sie liest die Texte auf Englisch. Für das Festival wurden sie von Anja Utler ins Deutsche übersetzt. Die Übersetzung kann man auf der Leinwand hinter ihr mitlesen.
Ihre Texte sind berührend und teilweise sehr ernst. Es sind Szenen und Eindrücke, die sie gesammelt hat und die sie in einer klaren, starken Sprache beschreibt. Dabei schafft sie wunderschöne Bilder, zum Beispiel bei der Beschreibung eines Obstgartens, der Skulptur eines Hasen oder einer nächtlichen Fahrt zum Sterne anschauen. Sie schreibt gefühlvoll und mit Liebe zum Detail. Dadurch geben einem die Texte das Gefühl, ganz nah mit dabei zu sein: Man ist mit Nancy Campbell in dem Wintergarten oder in dem Raum, in dem alle außer ihr (und uns Zuhörer*innen) schlafen und in dem ihr Füller über das Papier kratzt. Sie trägt mit angenehm ruhiger Stimme vor. Nachdem sie den letzten Text ausgelesen hat, hört das Publikum gar nicht auf zu klatschen.
Abschluss des Festivals ist die Performance von Augusta und Kalle Laar, die zusammen das Duo „Kunst oder Unfall“ bilden. Dass Augusta und Kalle Laar die letzte Lesung machen, sei mittlerweile Tradition, erklärt Nora-Eugenie Gomringer und überlässt den beiden den Schlusssatz.
Augusta Laar ist Künstlerin, Schriftstellerin und Musikerin. Neben dem Schamrock Festival hat sie den Salon der Dichterinnen in München und Wien gegründet. 2016 wurde sie zur Botschafterin der Schule für Dichtung Wien ernannt. Sie ist Mitglied des World Poetry Movement, von ihr sind zahlreiche Bücher erschienen, unter anderem „Avec Beat“ und „Mittelungen gegen den Schlaf“, aus dem sie diesen Abend liest.
Musikalisch begleitet wird ihre Lesung von Kalle Laar auf der E-Gitarre. Er ist Klangkünstler, Autor von Hörspielen und Radio Essays, DJ und hat Lehraufträge unter anderem an der FH München, der Universität der Künste Berlin und der Nanyang University Singapur.
Thema der Texte aus „Mittelung gegen den Schlaf“ ist die Schlaflosigkeit. Augusta Laar hat ihre eigenen durchwachten Nächte genutzt, um Lyrik zu schaffen – das Ergebnis ist eine bezaubernde, bildreiche Sprache. Wir finden uns wieder zwischen „Zittern vor Müdigkeit“ und Verzweiflung auf der einen und Faszination über die Nacht und deren Mystik auf der anderen Seite. „Umhergehen nachts / die blauen bäume / die blauen bälle / die halogenlichter“, liest sie zum Beispiel. Kalle Laar spielt begleitend dazu ruhige Melodien, die zwischendurch immer wieder auch schräg und verzerrt sind. So wie die Texte auch immer wieder voller Schmerz sind. Das Publikum wird von einem Zusammenspiel aus Musik und Sprache davongetragen. In eine Parallelwelt der Schlaflosigkeit und des nicht-mehr-ganz-Existierens.
Das ist der Abschluss des Festivals und es wird lange geklatscht, bevor die Leute aufstehen, sich ihre Jacken und Mäntel überziehen und sich im Gehen über die Veranstaltung unterhalten.
Fazit der Autorin
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, was an dem Abend besonders war, wäre es sehr einfach, zu sagen, dass alle Texte von starken Frauen stammen. Was für mich herausstand war aber eher, wie beeindruckend die einzelnen Lesungen waren. Wie sehr sie sich voneinander unterschieden haben und das Engagement und die Solidarität, die ich erlebt habe. Nicht die Tatsache, dass die Autorinnen Frauen waren.
Olga Martynova hat es so formuliert:
„Es ist immer selbstverständlich, dass Frauen in der Literatur stark präsent sind.“
Und das ist für mich ein Zeichen, dass sich Dinge verändert haben: Dass es selbstverständlich ist, dass auf einem Festival ausschließlich Texte von Dichterinnen gelesen werden und dass einer Veranstaltung ohne Texte von Männern absolut nichts fehlt.
Darüber, was sich für Frauen in der Literatur in den vergangenen Jahren verändert hat, habe ich auch mit Nora-Eugenie Gomringer und den Gästen gesprochen. Dabei wurde klar, dass sich tatsächlich viel verändert hat. Nora-Eugenie Gomringer erzählte mir, dass sie oft, wenn sie nach ihrem Schriftstellerin-sein gefragt wird, sage, sie hätte Glück gehabt. Das stimme auch, sagt sie, aber sie habe auch furchtbar viel gearbeitet. Was sich seitdem verändert habe, sei, dass der Glücksfaktor nicht mehr so wichtig sei. In der Literatur sei eine Landschaft geschaffen worden, in der Frauen sichtbarer seien. Nancy Campell sagt:
“A lot has changed, and I think maybe more men are supportive of women’s rights in literature and there is more diversity generally in publishing”
Trotzdem ist ein Festival für Dichterinnen notwendig. Nancy Campbell sagte auch: „I think it’s so important for there to be spaces where women feel safe and celebrated within literature and within society, too.” Heike Fiedler antwortet auf die Frage nach Gleichberechtigung in der Literaturszene: „Ich glaube, es hat sich verbessert, ist aber, entgegen einiger Auffassungen, kaum ideal.“ Augusta Laar betonte bei der Begrüßung, es gebe immer wieder Menschen, die fragen, ob ein Festival für Lyrikerinnen nicht aus der Zeit gefallen sei. Sie hielte die Menschen, die diese Frage stellen, aus der Zeit gefallen.
Als ich die Villa Concordia gegen halb elf Uhr verlasse, bin ich beschwingt von den Lesungen und den Gesprächen, die ich geführt habe. Es ist immer inspirierend, Menschen zu erleben, die sich für ihre Sache einsetzen und dadurch etwas bewirken. Und Augusta Laar bewirkt etwas mit dem Festival, das mittlerweile nicht mehr nur ihres ist, sondern das von Dichterinnen auf der ganzen Welt. Ich persönlich hoffe, dass wir irgendwann an einen Punkt kommen, wo wir sagen können, dass ein solches Festival nicht mehr gebraucht wird. Wir sind schon weit gekommen, wenn man die heutige Situation der Literaturszene mit der von vor hundert Jahren vergleicht. Aber noch braucht es Veranstaltungen wie das Schamrock Festival. Oder wie Nora-Eugenie Gomringer es formulierte:
„Es braucht es immer noch, darauf hinzuweisen: ‚Let this woman speak‘“
Elly übersetzt hobbymäßig Wissenschaft in Deutsch. Ein Glücksmarienkäfer für alle Otter.