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Filmreview: How to be single
Dunkel Hell

Filmreview: How to be single

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  • Es gibt diese Tage, da will man nicht Goethe lesen oder anspruchsvolle Dokumentationen schauen. Es gibt diese Tage, da will man sich einfach nur berieseln lassen. Alles ist zu anstrengend, am liebsten würde man von morgens bis abends „Frauentausch“ gucken, aber irgendwie sind da alle Folgen sowieso ungefähr gleich. Du willst etwas Neues sehen, das gleichzeitig keinerlei Anspruch an dein Denkvermögen stellt? Dann, aber nur dann, ist „How to be single“ ein wirklich toller Film. Wenn nicht sogar der beste Film aller Zeiten.

Das Drehbuch schafft es, auf bewundernswert plumpe Art und Weise, mit talentierter Besetzung eine derart seichte Komödie zu produzieren, dass es schon fast wieder Kunst ist. Und zwar durch eine bestimmte Figur: Robin. Würde man diese Figur weglassen, ergäbe sich vielleicht sogar eine Komödie, die man ansehen könnte, ohne dabei genervt mit den Augen zu rollen. Aber Robin gehört eben zur Geschichte. Und sie tritt immer genau dann auf, wenn man Hoffnung für den Film hat, sagt Sachen wie „Du bist jetzt single, okay? Du gehst nicht nach Hause, kapiert? Du solltest gar kein Zuhause haben. Höchstens 15 qm, wo du deine Klamotten ablegst und hin und wieder badest!“, „Die Jungs besorgen die Drinks. Das ist quasi so eine Art sexuelle Währung. So können die Jungs inoffiziell dafür bezahlen, dich zu befummeln.“ oder „Lesen ist was für hässliche Loser!“, rennt irgendwo dagegen oder wirft sich lustigerweise vor Taxis — und schon driftet die zeitweise sogar sehr liebevoll und intelligent gemacht Komödie in nervigen Klamauk ab.

Vielleicht hat man sie gebraucht, um die Story aufzupeppen, die ist nämlich auch nicht gerade besonders originell. Es geht um viele junge Leute in New York, die nach dem großen Glück (Liebe) suchen und sich anfangs in ihrem Individualismus und ihrer Verzweiflung verlieren. Dadurch verpassen sie Menschen, mit denen sie glücklich sein könnten und sind — Überraschung — unglücklich. Zugegeben, an solchen Stellen im Film, wenn die Figuren etwas bereuen, dann ist da wirklich etwas. Kurz scheinen ehrliche Emotionen aufzuflackern. Man beginnt nachzudenken, sich mit den Figuren zu identifizieren. Und dann kommt zum Glück Robin und rettet uns mit irgendwelchem Slapstick vor zu viel lächerlichem Tiefgang. Puh. Da kann man dann befreit Lachen. Irgendwie schade, weil das dem Film so viel von dem nimmt, was er vielleicht hätte sein können. Aber vielleicht gehört es ja so? Kunst. Das muss Kunst sein. (Anders ist diese Figur wirklich nicht zu erklären.)

Etwas ist da aber noch. Ganz am Ende von „How to be single“ lernt Protagonistin Alice sich selbst kennen und man fühlt sich, als würde man sie zum ersten Mal wirklich sehen. Der Film schafft es, einen berührenden Aha-Moment zu kreieren, die Moral: „Liebe dich selbst und lerne, mit diesem Selbst zu leben.“ Wirklich eine schöne Überraschung zum Abschluss. Wäre da nicht eine lästige Stimme im Hinterkopf, die dich davor warnt, dass bestimmt gleich Robin ins Bild und vor ein Taxi springen wird, um Lacher zu erzeugen (Keine Angst, das passiert zumindest in dieser einen Szene nicht).
Wenn du solche Gedanken abstellen kannst oder einfach wirklich nur lockere Unterhaltung willst, dann ist „How to be single“ absolut der richtige Film für dich. Schnapp dir deine Freunde und gönn dir einen Abend, bei dem du dein Gehirn garantiert nicht bemühen musst. Braucht jeder mal. Und immerhin kannst du dir einreden, es wäre Kunst.

Das How to be single-Trinkspiel:

Trinke immer dann einen Schluck, wenn Robin auf irgendeine Art und Weise hinfällt.

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