
Wenn sie sich nicht gerade für Ottfried auf einer Demo…
Mit ihrem Album „brat“ spricht Charli xcx eine Thematik an, die Studierende seit Anbeginn der Zeit beschäftigt: Party machen. Dafür eignet sich Bamberg hervorragend. Montags geht es zum Schwof in den Live-Club, Dienstagabend mit der Fachschaft in die Kneipe des Vertrauens und mittwochs trifft man sich auf ein Bier im WG-Zimmer. Aber bei Sonnenaufgang stellt sich den Partymäusen eine ganz neue Herausforderung: ein Kater. Wo gestern noch Klopfer getrunken wurden, klopft jetzt der Schmerz im eigenen Kopf. Natürlich klingt es verlockend, den Wecker auszuschalten und sich zurück ins Kopfkissen fallen zu lassen. Aber wer es mir gleichtun will, quält sich im Namen der Wissenschaft aus dem Bett und schlafwandelt in die Uni.
Mit der 1,5 Literflasche Wasser unterm Arm geht es zur Bushaltestelle. Wenn die holprige Fahrt in die ersten Kurven geht, steigt zwar Übelkeit auf, aber noch werden die Zähne zusammengebissen. Richtig ernst wird es erst ab der Türschwelle. Der lauteste Ton, den man bisher auf der Erde messen konnte, war ein Vulkanausbruch im Jahr 1815 in Indonesien. Diesen Rekord wage ich anzufechten. Das lauteste, schrillste, mächtigste Geräusch auf dieser Welt ist die Stimme einer Dozent*in, wenn man mit Hangover im Hörsaal sitzt.
Kopfschmerzen schaukeln sich hierbei zu zuvor ungeahnten Höhen hinauf. Eigentlich sollte sich die Migräne nach regem Alkoholkonsum von selbst verflüchtigen, wenn der Körper wieder genug Flüssigkeit getankt hat. Allerdings sind gute alte Kopfschmerztabletten nach wie vor die schnellere Lösung. Hier gilt aber Vorsicht. Nicht alle Professorinnen sind begeistert, wenn man in der Vorlesung eine knisternde Packung hervorzieht und sich daraus eine dubiose weiße Pille einwirft.
Gegen Ende der Lesung tritt endlich die heilende Wirkung ein. Leider macht mit dem Abgang der Kopfschmerzen ein neuer Antagonist seinen Auf‐ tritt: bodenlose Müdigkeit. Jetzt, da der Ton des*r Dozent*in eine ertragbare Lautstärke erreicht hat, nimmt die Stimme beinahe etwas Hypnotisches an. Da fallen auch schon die Augen zu. „Grundlagen der Kommunikationswissenschaft“ ist plötzlich wirksamer als Schäfchen zu zählen. Für diesen Fall hat die Uni Bamberg vorgesorgt und in jeder Mensa eine Kaffeemaschine platziert. Jetzt heißt es nur durchhalten bis zur Pause.
Um es bis dahin zu schaffen, hier ein Trick aus dem Nähkästchen: Akupressur. Einfach mit Daumen und Zeigefinger für zehn Sekunden die Ohrläppchen massieren, dann fällt der Kampf ums Wachbleiben für kurze Zeit leichter. Sieht das total bescheuert aus? Ja. Ist es wissenschaftlich nachweisbar? Nicht wirklich. Trotzdem hat mich dieser Trick durch die zähesten PowerPoint-Präsentationen getragen.
Mit dem schwer verdienten Kaffeebecher nochmal an die frische Luft schauen, dann geht es auch schon los in Richtung des nächsten Seminars. Wem es wie mir geht, der bereut an diesem Punkt mehr als eine Entscheidung der letzten 24 Stunden. Vielleicht empfiehlt es sich, in Zukunft unter der Woche lieber in Maßen als in Massen zu trinken.

Wenn sie sich nicht gerade für Ottfried auf einer Demo tummelt oder für Cash Money Flow sorgt, dann singt sie im Kino falsch bei Musicals mit.