Und auf einmal finde ich mich wieder auf einer Bank bei drei Grad und grauem Himmel im Hain zwischen Menschen, die ich gerade so kenne, mit einem Dosenbier in der Hand und dem Gedanken im Kopf: Das wars. Mein erstes Semester, meine erste Klausurenphase. Und Achtung Spoiler: Wilder wird’s nicht, denn auf einer Parkbank bei drei Grad hält es einfach keiner lange aus.
Für die Klausurenphase hatte ich große Pläne: Ich wollte jeden Tag ein Workout machen, ganz viel grünen Tee trinken und für jede Prüfung eine andere Farbe Karteikarten beschriften. In der Realität wurde aus dem Workout hin und wieder ein hastiger Spaziergang zum Supermarkt, aus dem Tee literweise Kaffee und von den Karteikarten verabschiedete ich mich bereits nach der zweiten Vorlesung.
Klausurenphase während Corona
Meine erste Klausurenphase an der Uni. Die Ungewissheit ist überall: in den Köpfen der Politiker*innen, in den Nachrichten, den Talkshows und in meinem eigenen Kopf. Lange ist nicht klar: Werden die Prüfungen überhaupt stattfinden? In Präsenz oder irgendwie online? Kann man sich dann an Altklausuren orientieren oder wird alles ganz anders? Und mit den ganzen Ordnern auf meinem Tisch, dieser Ungewissheit und der ganzen Aufregung, die so eine erste Klausurenphase mit sich bringt, beginnt ein ständiges Ringen zwischen Prokrastination und schlechtem Gewissen.
Eine Woche später trete ich, nach einer halbstündigen Diskussion über die Relevanz eines Teilsatzes auf Folie 89 aus allen WhatsApp-Unigruppen aus. Ich mache mich schon allein genug verrückt. Zwei Minuten später klingelt mein Handy erneut. Greta. Manche Prüfungen schreiben wir zusammen. Neben Studydrive mein einziger Kontakt zu anderen Individuen der Spezies der IBWLer*innen. Unser Chat wird zu einer 24h Supporthotline für Late-Night-Matheprobleme und unlösbare Buchungssätze und muss so manches mal für entnervte Schimpftiraden herhalten. Eines habe ich trotz des Onlinesemesters gelernt: Zusammen geht vieles besser.
Wo andere Basketball spielen oder sich impfen lassen
Und dann auf einmal nach einem ganzen Semester zuhause, Kommiliton*innen höchstens als Kachel auf dem Bildschirm stehe ich mit über hundert Leuten vor der Brose-Arena und vor meiner ersten Klausur an der Uni. Die Situation kommt mir unwirklich, fast schon skurril vor – und das Spektakel von nervösem Last- Minute-Lernen spielt sich Tür an Tür mit dem Impfzentrum ab. Na, wenn das nicht Ironie ist.
Sieben Klausuren, vier Wochen und zwei leere Kullis später sitze ich auf dieser Bank im Hain und alles ist auf einmal vorbei. Die Stimmung ist seltsam. Eigentlich sollten jetzt die ersten Shots gekippt werden und die Musik zu laut für die Nachbarn sein. Und dann die Nacht zum Tag gemacht werden, zur Abwechslung mal nicht vor dem Schreibtisch, sondern irgendwo in der Sandstraße. Und stattdessen sitzen wir mit kalten Zehen im Hain und philosophieren über die Prüfungen, Corona und das Leben mit den Gedanken schon zu Hause in den Semesterferien. So verdreht das alles wirkt, stellt sich ein paar Bier später und bei Falaffelwraps doch so etwas wie Hochgefühl ein.
Das war‘s: mein erstes Semester an der Uni Bamberg. Es war durcheinander, digital und manchmal deprimierend. Und ich bin mir sicher, sobald Präsenzlehre wieder angesagt ist, bin ich wieder ein bisschen Ersti ohne (Raum-)Plan.