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Mit digitaler Hausaufgabenbetreuung gegen die bildungsbezogene Ungleichheit
Dunkel Hell

Mit digitaler Hausaufgabenbetreuung gegen die bildungsbezogene Ungleichheit

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  • Home-Schooling – Seit über einem Jahr ein fester Bestandteil im Wortschatz von Schüler*innen in Deutschland. Nach einer Kultusministerkonferenz wurde am 13. März 2020 zum ersten Mal beschlossen, Schulen aufgrund der Corona-Pandemie zu schließen. Seitdem sind die Schulen mal auf, mal zu. Jannes versucht durch sein Engagement bei Lern-Fair, ehemals Corona School e.V., Schüler*innen von Zuhause aus zu unterstützen.

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Leute, denen es besser geht, denen die nicht so viel Glück hatten, etwas zurückgeben“ sagt Jannes während unseres Zoom-Interviews im Dezember 2020. Jannes engagiert sich seit Juni 2020 bei Lern-Fair. Er ist 25 Jahre alt und studiert Lehramt für Geografie, Sozialkunde und Physik in Mainz. Lern-Fair ist ein digitales Bildungsangebot von Studierenden für Schüler*innen, bis zum 17. Mai lief das Projekt unter dem Namen Corona-School e.V. Die Mission: Die bildungsbezogenen Ungleichheiten, die sich durch die Corona-Pandemie vertieft haben, zu durchbrechen. Diese Ungleichheiten will der Verein durch ein kostenloses online Programm angehen.

Registrieren– Kennenlernen – Verbinden – Helfen

Jannes ist über eine Informationsemail seiner Universität auf das Programm aufmerksam geworden. Die Anmeldung funktioniert für Studierende, sowie Schüler*innen schnell und einfach: Registrieren– Kennenlernen – Verbinden – Helfen.

Hannah, die Ortskoordinatorin der Universität Bamberg, sagt: „Die Zuteilung verläuft über eine zentrale Stelle. Das Team screent die Leute. Man braucht kein Führungszeugnis, aber dennoch muss man schauen, mit wem man es zu tun hat und wer mit Kindern zusammenarbeiten will.“ In dem Kennlern-Gespräch wird auch darüber gesprochen, in welchen Fächern die Studierenden Nachhilfe geben können. Anschließend wird einem Studierenden ein*e Schüler*in zugeteilt. Diese sogenannte 1:1 Betreuung ist das Aushängeschild des Programmes.

Jannes Schüler ist erst vor einigen Jahren nach Deutschland gezogen, weshalb der Bedarf des Viertklässlers hauptsächlich auf Deutsch fokussiert ist. „Er bekommt Hausaufgaben von der Schule, bei denen ich ihm dann helfe oder sie kontrolliere, je nachdem. Und wenn wir die Aufgaben in der Zeit nicht schaffen, bitte ich ihn diese zu beenden.“ Für Jannes fällt die Vorbereitung im Vorfeld relativ gering aus. Er bekommt die Aufgabenblätter vom Vater des Schülers zugeschickt und arbeitet diese einmal durch, so dass er bei der Hausaufgabenbetreuung nicht ins Straucheln gerät. Ob es für ihn nicht manchmal auch langweilig sei und für ihn selbst fördernder wäre, eine*n Schüler*in aus einer höheren Stufe zu betreuen? „Nein“, sagt er, „Ich arbeite neben meinem Studium auch noch in einer Ganztagsbetreuung. Außerdem glaube ich, dass es für mich, als angehender Gymnasiallehrer nicht schlecht ist mitzubekommen, wie in der Grundschule unterrichtet wird. Wir übernehmen letztlich die Schüler*innen ab der fünften Klasse aus den Grundschulen, lernen in der universitären Ausbildung aber nicht, wie dort gelehrt wird.“

Wenn man nichts davon weiß, kann man es nicht wahrnehmen. Wenn man davon weiß, kann man es sich auf jeden Fall überlegen, ob man es wahrnehmen möchte.

Jannes und sein Schüler sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Er könne sich vorstellen, auch nach Ende der Pandemie, bis zum Übergang zum Gymnasium mit seinem Schüler zusammen zu arbeiten. „Ich finde das Konzept der Corona School richtig und wichtig. Unterstützung an die nächste Generation weiterzugeben, vor allem an diejenigen, die eher Probleme haben.“ Er sei nicht enttäuscht, dass das Konzept der Corona School von Studierenden entwickelt wurde und nicht aus der Politik heraus entstanden ist. „Wenn die Verwaltung das Konzept entwickelt hätte, wäre noch sehr viel Zeit vergangen“. Dennoch findet er es schade, dass Lehramtsstudierende nicht als Ersatz für Lehrer*innen aus Risikogruppen in Schulen eingesetzt wurden. Er schlägt Studierende als Vertretungslehrer*innen vor. „Vielleicht mit Vergütung oder dem Angebot das Referendariat, um ein halbes Jahr zu verkürzen.“

Wie es mit Jannes und seiner Arbeit bei Lern-Fair während und nach seiner Bachelorarbeit weitergehen wird, ist noch unklar. Wobei er sich sicher ist, ist sein Wunsch, dass noch mehr Studierende auf das Projekt aufmerksam werden: „Wenn man nichts davon weiß, kann man es nicht wahrnehmen. Wenn man davon weiß, kann man es sich auf jeden Fall überlegen, ob man es wahrnehmen möchte.“

Wer sich aus Bamberg bei Lern-Fair engagieren möchte, kann das über folgenden Link tun: www.lern-fair.de. Sollten dabei Fragen oder Probleme auftreten, ist die Ortskoordinatorin Hannah O’Neill die Bamberger Ansprechperson: hannah.oneill@lern-fair.de .

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