Mit dem Selbsttest „Welches Uni-Klo bist du?“ hatte Kim 2019…
Schallplatten statt Streaming?
Seit Juni 2022 gibt es mit monochrom records einen Second-Hand-Plattenladen am Maxplatz in Bamberg. Inhaber Frank A. Schneider beantwortet uns, wie sich der aktuelle Hype um Schallplatten in seinem Laden bemerkbar macht.
Wer sind deine typischen Kund*innen?
Das ist schwierig zu definieren. Es gibt verschiedene Arten: Natürlich einerseits Bamberger*innen – die meisten hiesigen Schallplattensammler*innen kenne ich ja persönlich – und andererseits Touris. Der Laden liegt ja nicht am Touri-Trampelpfad, aber die Touris, die gezielt nach Plattenläden suchen, kommen und kaufen auch viel ein. Ansonsten fallen mir oft jüngere Paare auf. Sie schauen mal rein, aber gehen auch wieder, nachdem sie sich umgeschaut haben. Außerdem kommen schon auch Studis und Punk-sozialisierte Leute, Indie-Fans und so.
Wie nimmst du die jüngeren Kund*innen wahr?
Es komme oft jüngere Menschen. Sie erzählen dann zum Beispiel, sie hätten einen Plattenspieler von ihren Eltern bekommen und wollen deshalb nach Platten schauen. Manche kommen auch wegen CDs oder Kassetten, zum Beispiel für ihr Auto, das keinen Anschluss für ihr Handy hat.
Jüngere Paare, ich würde schätzen etwa 30-Jährige, gehen oft samstags zum Plattenkaufen. Das scheint ein Bestandteil ihrer Wochenend-Aktivitäten zu sein.
Wie unterscheidet sich deren Kaufverhalten zu dem der älteren Kund*innen?
Da kann man schlecht pauschalisieren, aber Schallplatten kosten natürlich mehr als CDs und einige Jugendliche haben kaum Geld. Ich habe hier ein großes Sortiment, was man in einer solch kleinen Stadt gar nicht vermuten würde – auch sehr viel ausgefallene Sachen, die man nicht überall bekommt. Manches davon ist recht selten und dadurch verhältnismäßig teuer. Zum Beispiel kostet eine Nirvana-Platte, die ich hier habe, dann 90 Euro, weil sie eine Erstpressung ist. Das ist inzwischen aber generell üblich für Schallplatten-Läden. Dadurch hat sich das Kaufverhalten allgemein im Vergleich zu früher stark verändert.
Versuchst du dich dann beispielsweise mit aktuellen Schallplatten nach dieser jüngeren Kundschaft auszurichten?
Da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Die Preise von aktuellen Platten, zu denen sie im Müller oder bei Amazon verkauft werden, sind unschlagbar. Da ist es für mich rechnerisch nicht einfach. Aber Platten wie etwa von Billie Eilish würden sicher gut funktionieren. Ich überlege noch, was sich für mich lohnt. Wirklich groß einsteigen kann ich da nicht, dafür müsste ich in einer Großstadt sein.
Aber viele Jüngere kaufen auch die Musik ihrer Eltern oder Großeltern. Sie kaufen dann Platten der Rolling Stones oder von Pink Floyd und fragen nach spezifischen Alben. Einige freuen sich auch über neue Punk-Musik, beispielsweise von Pisse oder Alte Sau. Die werde ich demnächst auch hier haben.
Wie schätzt du das ein? Bleibt das Interesse oder ist es ein zeitlich begrenzter Trend?
Naja, das wird bleiben. Klar, die große Zeit der Schallplatte ist vorbei und die wird auch nicht wiederkommen, aber trotzdem wird jeden Tag irgendwo auf der Welt jemand anfangen, Schallplatten zu sammeln. Das bleibt ein Nischenmarkt, der sich für Läden wie meinen lohnt, für große Ketten wohl eher nicht. Manche werden dann wahrscheinlich feststellen, dass Schallplatten unpraktisch sind – etwa im Vergleich zu USB-Sticks oder Streaming. Dann nimmt der Hype vielleicht etwas ab, aber einige Fans werden trotzdem dabeibleiben.
Analoges Knipsen
Foto Thomas gibt es in Bamberg seit 1951 – seit 1975 arbeitet Michael Gatnar dort und seit 2004 ist er Inhaber des Ladens. Dort berät er Kund*innen zu neuer und alter Kamera-Technik. Im Interview erzählt er, wie er die vielen neuen Fans der Film-Fotografie wahrnimmt.
Wer sind die typischen Kund*innen?
Vom Alter her ist es querbeet. Wir machen alles von Fotoaufnahmen über Passbilder bis hin zu Fotoshootings – und da habe ich natürlich vom Kleinstkind bis zum Senior Kundschaft. Der größere Teil, der bei uns einkauft, sind die älteren Semester. Die schätzen noch, dass es einen stationären Handel gibt. Die junge Generation eher weniger, weil sie sich für den Kamera-Kauf eher im Netz orientiert.
Wie unterscheidet sich deren Kaufverhalten zu dem der älteren Kund*innen?
Bei den jüngeren merke ich in letzter Zeit, dass das analoge Fotografieren auf der Tagesordnung steht. Sie bringen dann irgendwelche Kameras mit, die sie beim Opa auf dem Speicher gefunden haben, und wollen sie dann wiederherrichten. Da haben wir durchaus die Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen. Die informieren sich dann: Was muss ich machen mit der Kamera? Wie lege ich einen Film ein und wie nehme ich ihn wieder raus? Da können wir gut Auskunft geben, weil wir das analoge Fotografieren ja von der Pike auf gelernt haben – das können Internet-Anbieter nicht.
Richtet ihr euch nach den jüngeren Kund*innen aus?
Wir helfen natürlich bei Anliegen für Fragen zu analogen Kameras, aber auch für digitale. Wir müssen aber immer ein bisschen aufpassen, weil Leute auch gerne mal zu uns kommen und sich beraten lassen, aber dann gehen – und beim nächsten Mal, wenn man sie sieht, haben sie die Kamera in der Hand und wahrscheinlich Online gekauft.
Bei welchen Kund*innen merken Sie dieses Verhalten?
Mehr bei der jungen Generation.
Sie haben im Schaufenster auch alte Kameras ausgestellt – das heißt Sie versuchen die Trend-Begeisterten anzusprechen?
Ja, wir wollen damit die Gegenüberstellung zwischen Alt und Neu herausstellen. Beides ist gefragt und findet deswegen Platz in unserem Schaufenster.
Wie schätzt ihr das ein? Bleibt das Interesse oder ist die analoge Fotografie ein zeitlich begrenzter Trend?
Das bleibt noch, definitiv. Gut, es ist ja auch immer eine Kostenfrage. Das wundert mich, weil bei uns im Laden in der digitalen Fotografie sehr genau auf die Preise geachtet wird. Bei analogen Bildern zahlst du 40 Cent pro Bild. Werden drei Filme entwickelt, sind das ruckzuck 60 Euro – und das wird gezahlt, ohne Wenn und Aber. Das funktioniert, weil es etwas Besonderes ist. Ich habe junge Kunden, die mehrere Filme zum Entwickeln bringen und direkt wieder neue kaufen. Ich gehe davon aus, dass der Hype noch ein bisschen anhält – und das hoffe ich auch.
Mit dem Selbsttest „Welches Uni-Klo bist du?“ hatte Kim 2019 ihren journalistischen Durchbruch. Seitdem schreibt unsere Oma gegen Rechts über Themen aus Kultur, Lifestyle und Politik und hat aus ihrer Liebe zu Mutter Erde die Gewächshaus Bamberg Reihe ins Leben gerufen. Mittlerweile droppt sie außerdem regelmäßig Content auf Social Media.