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Pride, Regenbögen und Kontaktbeschränkungen
Dunkel Hell

Pride, Regenbögen und Kontaktbeschränkungen

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  • Der Juni steht normalerweise ganz im Zeichen der Regenbogenfahne. Mit Paraden und vielen weiteren Veranstaltungen wird das Queer-Sein gefeiert und nach außen getragen. Christopher-Street-Days (kurz: CSD) waren in vielen Städten und auch Bamberg geplant. Mit den immer noch geltenden Kontaktbeschränkungen ist das aber nicht im gewohnten Rahmen umsetzbar.

Der Juni wird als Pride Month bezeichnet, um an den Juni 1969 zu erinnern. In der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street in New York gab es immer wieder gewalttätige Razzien der Polizei gegen homo- und transsexuelle Personen. Am 28. Juni leisteten die Betroffenen vermehrt Widerstand, was der Auslöser für Aufstände in den darauffolgenden Tagen war. Diese waren wegweisend für die LGBTQ+ Bewegung. Heutzutage wird besonders in diesem Monat das Queer-Sein mit Stolz gefeiert, auch, um auf immer noch herrschende Missstände aufmerksam zu machen.

Vom Pride Month hat Tamara von der Queer Community der Uni Bamberg in diesem Jahr hier nichts mitbekommen. Normalerweise hätte die Hochschulgruppe Veranstaltungen organisiert. „Dieses Jahr kam jetzt ja auch die Black-Lives-Matter-Bewegung noch und ich finde es auch wichtig, gerade weil wir auch selbst eine Minderheit sind, wenn jetzt die Chance da ist, Rassismus zu thematisieren, ist das ja auch ein Moment, den man ausnutzen muss.“ Tamara findet dies auch wichtig, weil sich die Bereiche durch queere POC oft überschneiden und man deswegen nicht nur für eine Sache demonstrieren kann.

Zweiter CSD in Bamberg

„Wir hätten uns zuerst an einem Platz getroffen, geplant war der Maxplatz, aber das stand noch nicht fest. Das war letztes Jahr auch so. Dann hätten wir den mit möglichst vielen Menschen gefüllt, weil wir eine tolle große Kundgebung gemacht hätten, auch mit politischen Inhalten. Dann wären wir losgezogen durch Bamberg und hätten die Straßen mit Menschen gefüllt. Und am Ende wären wir dann beim Sommerfest von Uferlos gelandet“, erzählt Tamara. Sie war mit an der Organisation des zweiten Bamberger CSD, der dieses Jahr am 18. Juli hätte stattfinden sollen, beteiligt.

Gemeinsam mit Uferlos – Schwule und Lesben in Bamberg e.V. entstand letztes Jahr spontan die Idee, zum Jubiläumssommerfest des Vereins einen „Mini-CSD“ zu veranstalten. 2020 sollte das längerfristig geplant und entsprechend öffentlichkeitswirksamer und mit mehr Besucher*innen erneut stattfinden. Im Januar gab es auch schon ein erstes Organisationstreffen dafür. Bei einem weiteren Treffen im Frühjahr hätte der CSD noch im deutschlandweiten Netzwerk angemeldet und ein Motto festgelegt werden sollen. Stattdessen war bald absehbar, dass er in diesem Jahr wohl nicht stattfinden kann.

Alternativen zum CSD 2020

Andere Veranstaltungen wie eine Mahnwache, Infostände oder ein kleiner CSD im Winter sind momentan in der Organisationsgruppe im Gespräch. Es gibt aber noch keine konkreten Planungen, da die Regelungen für die Zukunft schwer abzuschätzen sind.

„Wenn Leuten der CSD fehlt, kann man gerne unseren Instagram-Account („CSD Bamberg“) abonnieren oder den von der Queeren Hochschulgruppe („Dolores Queerbridge“). Dort kann man uns immer gerne kontaktieren. Außerdem fangen auch die Stammtische von Uferlos wieder an, das ist auch eine Möglichkeit, wenn man sagt ‚ich hätte den CSD gebraucht, das wäre für mich wichtig gewesen und jetzt fehlt mir der Halt‘, dann kann man da auch Anschluss finden“, schlägt Tamara vor.

Tamara Pruchnow und Wolfgang Metzner am 17. Mai

IDAHOBIT

Zum Internationale Tag gegen Homo‑, Bi‑, Inter- und Transfeindlichkeit am 17. Mai konnte eine kleine Aktion stattfinden. Gemeinsam mit Wolfgang Metzner, dem dritten Bürgermeister der Stadt Bamberg, und ihrer Stadtratskollegin Leonie Pfadenhauer hat Tamara, die selbst seit Mai im Stadtrat sitzt, an dem Tag eine Regenbogenfahne vor dem Rathaus aufgehängt. „Da hatten wir das Gefühl, wir können wenigstens irgendetwas für die Sichtbarkeit machen“, erzählt sie.

Auch wenn es schön wäre, die Pride-Feiern wie immer zu haben, ginge die Sicherheit aller vor, findet Tamara. Es sei wichtig, als Menschen, die für Menschenrechte eintreten, niemanden durch solche Veranstaltungen zu gefährden. „Dieses Jahr ist eben besonders. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder anders ist.“

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