Silvester steht quasi schon wieder vor der Tür und wir haben unsere Autoren kurz vor dem nächsten Jahreswechsel nochmal gefragt: Wie gut klappt es, eure Vorsätze aufrecht zu erhalten?
Falls ihr die Vorsatzentwicklung nochmal nachlesen wollt, findet ihr hier den Anfang und hier den ersten Zwischenstand.
Tamara Pruchnow möchte jeden Tag ein ehrliches Kompliment verteilen:
Am Anfang des Jahres habe ich mir vorgenommen, jeden Tag mindestens ein ehrliches Kompliment zu verteilen. Ich muss sagen, dass mir das erstaunlich gut gelungen ist. Mehr noch: Es ist einfach zu einem selbstverständlichen Teil meiner Persönlichkeit geworden, gehört einfach dazu. Wenn man aus dem Haus geht, dann trifft man ohne Probleme genug Menschen, denen gegenüber man ehrlich gemeinte Komplimente aussprechen kann. Wieso schweigen, wenn mir die nette Anmerkung sowieso durch den Kopf schießt? Es ist wirklich so einfach. Schon beginnt dein Gegenüber zu lächeln und du innerlich auch. Und das ohne, dass du dich bemühen musst.
Ich bin zuversichtlich, dass ich zu Silvester sagen kann, endlich einmal einen Vorsatz erfüllt, ihn zu einem Teil von mir gemacht zu haben. Nur auf die Feiertage im Dezember bin ich gespannt. Da ist man ja doch nur von den selben Menschen umgeben. Ob ich da wirklich jeden Tag ein Kompliment vergeben werde?
Ben Kohz versucht süßen Verlockungen zu widerstehen:
Keine Süßigkeiten. Ganz einfach. Für ein Jahr wollte ich auf jede Art der kulinarischen Versuchung verzichten. Keine Chips, keine Schokolade und auch nicht mein geliebtes Popcorn im Kino. Während ich es die ersten Monate der Öffentlichkeit als reinen Selbstversuch kundtat, ersehnte ich mir still und heimlich durch den Verzicht mehr Fitness, mehr Energie und im Besonderen Anerkennung für meine Selbstkasteiung.
Während die ersten Monate vor allem dadurch geprägt waren, dass ich meiner Umgebung erklären musste, was und warum ich verzichtete, schlich sich in den folgenden Wochen und Monaten eine gewisse Routine ein. Ich gewöhnte mich an Gemüsesnacks beim Fernsehen und brachte mir selbst ungesüßtes Popcorn mit ins Kino.
Durch größere Magenprobleme verlor ich leider sehr schnell viel Gewicht, bis mir sogar mein Arzt verordnete mehr zu essen. Süßigkeiten sollten den Appetit anregen. Und dies nahm ich als endgültigen Anreiz im vollen Maße meinen Bedarf an Süßigkeiten wieder zu übersättigen. Doch da ich nun einmal angefangen hatte, kam ich ca. 2 Monate nicht mehr davon los. Die Chips zum Tatort hatten sich wieder eingeschlichen.
Doch nun, direkt nach meinem Geburtstag, will ich es noch einmal versuchen. Ein letztes Mal, für mich. Kein Alkohol und keine Süßigkeiten bis zur Silvesternacht. Mein Mitbewohner kündigte bei meinem ersten unerwarteten Bierverzicht weitreichende Konsequenzen und Überzeugungsmethoden an. Ich bin gespannt. Es sind ja auch nur noch 14 Tage, 5 Stunden und 42 Minuten. Aber wer zählt die schon.
Bianca Taube sagt „Nein“:
Wir nähern uns dem Jahresende und „Nein“ gehört noch immer zu einem sehr häufig von mir genutzten Wort. Trotzdem – ich habe feststellen müssen: neue und ungewohnte Situationen machen es schwerer, Dinge abzulehnen. Als ich nach dem Bachelor-Abschluss im April in die Arbeitswelt stolperte, wusste ich noch nicht, wann der richtige Zeitpunkt ist, um Dinge wie zusätzliche Arbeitstage und lästige Extraaufgaben abzulehnen. Ich wollte nichts falsch machen und einen guten Eindruck hinterlassen. Jetzt, nach etwa einem halben Jahr, habe ich den Dreh besser raus. Ich weiß, ich muss nicht zwingend alles machen, was man mir anbietet. „Mitnehmen was geht“ ist manchmal das falsche Motto und es kommt sogar besser an, wenn man auch „nein“ sagen kann. Abgesehen davon, dass es mir selbst dann auch besser geht, wenn ich klare Entscheidungen treffe. Die Einhaltung meines Vorsatzes mag über die letzten Monate vielleicht geschwächelt haben, kehrt jedoch umso stärker zurück. Ich weiß wieder, worauf ich Lust habe und sortiere noch konsequenter aus. Ich habe sogar wieder das Gefühl, durchs „Nein“-Sagen immer weiter voran zu kommen.
Jetzt heißt es nur noch: dranbleiben und die letzten Wochen in 2016 noch mal wissen lassen, dass man nicht jeden Scheiß mitmacht.
Lena Zarifoglu will Action:
Und schon ist es fast zu Ende, dieses verrückte, verrückte Jahr. Ich sitze momentan in einem Café auf einem anderen Kontinent hinter meinem Laptop (ungehobeltes Hipsterpack!), in diesem extrem spannenden und vielfältigen Land: Kanada. Ja, ich habe es geschafft durch den ganzen Papierkram durch, hierher zu kommen und nun fast ein ganzes Semester hier studiert zu haben, die Abschlussklausuren sind in einer Wochen. Die Zeit hier fliegt jetzt schon vorbei, weswegen ich mich immer wieder in diversen Augenblicken, Momenten erwische: „Verweile doch, du bist so schön!“ rufen zu wollen.
Vollgeladen mit Action und Energie war dieses Semester allemal. Ich möchte gar nicht anfangen von der legendären „Froshweek“ hier (Erstsemesterwoche, oder vielleicht doch eher ‑gelage?), gefolgt von, ich möchte meinen, hunderten neuen Bekanntschaften, davon einige mit wahrhaftigem und langjährigem Freundschaftspotential.
Ja, ich denke ich bin meinem Jahresmotto treu geblieben. Immer schön die Grenzen austesten, sich niemals zufrieden geben mit dem Status quo, nicht zu vernünftig sein – denn ich bin viel zu oft viel zu vernünftig – und auch mal dem Herzen oder Bauchgefühl folgen. Manch einer könnte sich jetzt an dieser Stelle fragen: Wie war das eine Herausforderung? Ganz einfach: meine kleinen autistischen Züge lieben die Wiederholung. Im Gegensatz zu vielen anderen beruhigt mich Wiederholung. Dieses Jahr jedoch habe ich mich im Grunde permanent aus dieser Komfortzone herausgewagt und kontinuierlich Neues ausprobiert und dadurch auch Neues erlebt.
Ein neues Element, was mich nun in meinem Alltag bereichert ist außerdem meine eigene Website, die ich diesen Herbst gelauncht habe. Ziel ist es, diesen kleinen virtuellen Spielplatz kreativ zu füllen. Gleichzeitig stellt dies natürlich auch ordentlich viel Arbeit und auch eine Herausforderung dar.
Das Ende diesen Jahres wird auch noch mal mit viel Action bepackt sein: ein Roadtrip mit meinem Cousin durch Ost-Kanada und einen kleinen Teil auch durch die USA. Ich glaube wenige Menschen können so verrückt sein, einen Roadtrip mitten im Winter zu machen. Wir können nur hoffen, dass die Blizzards uns verschonen!
Wie ihr seht, dieses Jahr ist und bleibt ein großes Abenteuer und ich kann getrost von mir behaupten, dass ich meinen Vorsatz erfüllt habe und auch weiterhin treu bleiben werde: gebe dich niemals mit Langeweile im Alltag ab, geh an deine eigenen Grenzen, mit Energie und Kraft allen voran!
Anja Heder wollte regelmäßig beim Sport ins Schwitzen kommen:
Am vierten Advent saß ich grübelnd an meinem Schreibtisch. Vor mir lag ein linierter zerfledderter Ringblock. Seine erste Zeile schmückte der allseits bekannte Satz „Meine Vorsätze für 2017“. Ich starrte auf die leere Seite. Es fühlte sich wie eine Hausarbeit an, dessen Abgabetermin der 31.12.16 ist. Schon wieder musste ich mir etwas Neues einfallen lassen, dachte ich mir. Dann vibrierte mein Handy. Endlich Ablenkung. Doch die Nachricht auf dem Display verhieß nichts Gutes. Nachricht von Herausgeber Ben: „Vorsatz Text?“ Was für ein Text? Oh stimmt, da war mal was. Ich sollte ein Update zu meinem Vorsatz für das diesjährige Jahr verfassen. Nun ja, es gibt nicht viel zu sagen außer: Was hatte ich mir für das Jahr 2016 nochmal vorgenommen? Mehr Sport treiben? Regelmäßig ins Fitness gehen? Ach ich weiß es gar nicht mehr so genau. So wie mir geht es mehr als der Hälfte der Deutschen. Man nimmt sich etwas vor, sei es gesünder essen oder mehr für Uni tun, und hält den Vorsatz gerade mal einige Wochen ein. Oscar Wilde sagte einst: „Ihr Ursprung ist pure Eitelkeit. Ihr Resultat ist gleich Null.“ Da stimme ich ihm aus Erfahrung zu und frage mich, warum ich mich überhaupt jedes Jahr wieder auf die Suche nach neuen Vorsätzen mache. Ist es dieser magische Gedanke von einem Neuanfang zu Beginn des neuen Jahres oder ist es einfach pure Selbstüberschätzung? Im Nachhinein war ich letztes Jahr definitiv zu optimistisch. Nachdem ich den Winter und Frühling über fast gar nichts gemacht habe und meinen Vorsatz schon längst über Bord geworfen hatte, ging es im Sommer aber wieder vorwärts. Ich habe eine neue Sportart angefangen und habe sogar meine Mitgliedschaft im Fitness genutzt. Und das alles ohne dabei an den Vorsatz von Anfang des Jahres zu denken. Denn wenn ich etwas umsetzen möchte, brauche ich kein neues Jahr. Ich kann gleich heute damit starten. Deswegen landet meine Liste für 2017 auch gleich wieder im Papierkorb.