Sarah Bauer, geboren '95 in der Oberpfalz, zog der Duft…
In schwedischen Haushalten wird am 24. nicht nur ein lausiger Braten aufgetischt (no offense an alle Braten-Fans da draußen), sondern gleich ein ganzes Weihnachtsbuffet. Das sogenannte Julbord besteht traditionell aus einem Schinken, viel Fisch und anderen meist fleischhaltigen Beilagen. Viele vegetarische Optionen gibt es zwar nicht, doch mit ein bisschen Kreativität müssen auch vegetarische oder vegane Schwed*innen nicht hungrig bleiben.
Prinzipiell bin ich zwar ein großer Fan von Buffets. Dennoch musste ich in diesem Fall einsehen, dass es vielleicht sinnlos ist, in einer WG mit unter zehn Leuten wirklich mehrere verschiedene Hauptspeisen und Beilagen aufzutischen. Daher habe ich mich für eine abgespeckte und specklose (da vegetarische) Version entschieden.
Das Menü beginnt mit einem Klassiker. Müsste man bei einer Runde Tabu das Wort „Schweden“ beschreiben, stünden auf der Karte sicher als verbotene Wörter ganz oben „IKEA“ und „Köttbullar“. Denn wer an Schweden denkt, denkt unweigerlich auch an IKEA. Genau wie bei jedem IKEA-Besuch sind auch beim Julbord die beliebten Köttbullar nicht wegzudenken. Gute Nachricht für alle Vegetarier*innen, Schwedens bekannteste Export-Speise kann auch ganz easy fleischlos zubereitet werden.
Vegetarische Köttbullar
Zutaten:
- 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen
- 100 g gehackte Mandeln
- 100 g Gouda
- 70 g Semmelbrösel
- 3 Eier
- Sojasauce, Kräuter, Gemüsebrühe
Zubereitung:
Die Zwiebel schälen und in kleine Würfel schneiden. Danach den Knoblauch ebenfalls schälen und ebenfalls zerkleinern (je feiner, desto besser).
In einer Schüssel Zwiebel, Knoblauch, Mandeln und den geriebenen Gouda vermengen. Dann Semmelbrösel, Eier, 1 TL Sojasauce und Gewürze und Kräuter nach Geschmack hinzufügen.
Währenddessen in einem Topf Gemüsebrühe zum Kochen bringen und den Teig mit der Hand in kleine Kugeln formen. Da das Formen der Bällchen eine messy Angelegenheit ist, empfehle ich hier, sich eine zweite Person zu schnappen (prädestiniert dafür sind Mitbewohner*innen), die sich dann auf das Kochen konzentrieren. Die Köttbullar werden dann so lange gekocht, bis sie im Topf nach oben schwimmen.
Die Bällchen aus der Brühe nehmen und dann mit viel Butter noch mal in einer großen Pfanne anbraten.
Traditionell werden Köttbullar mit Rahmsauce und Preiselbeeren serviert. Wollt ihr euer Koch-Game ein bisschen verbessern und mehr als eine schnelle Fertigpackung Rahmsauce machen, findet ihr hier auch ein Rezept für eine vegetarische Rahmsauce aus Pilzen.
Nachdem ihr jetzt mit den Köttbullar eine Hauptspeise gezaubert habt, fehlt in dem Skandi-Weihnachts-Menü eigentlich noch eine Beilage. Welches Gemüse eignet sich dafür besser als die gute, altbewährte Kartoffel; beliebt in ihren sämtlichen Zubereitungsformen. Auch in Schweden ist man #TeamKartoffel. Eine traditionelle Beilage beim Weihnachtsbuffet ist Janssons Versuchung, ein Kartoffelauflauf mit Sardellen und Zwiebeln. Wer aber keine Lust auf Fisch hat oder einfach vegetarisch bleiben möchte, kann die kleinen Fische auch ganz einfach weglassen.
Janssons frestelse oder Janssons Versuchung
Zutaten:
- 500 g Kartoffeln
- 1 Zwiebeln
- 100 g Schlagsahne
- Semmelbrösel
- Butter
Zubereitung:
Die Kartoffeln schälen und dann in dünne Stifte schneiden.
Die Zwiebel halbieren und dann in Ringe schneiden. Kurz in Butter anbraten, bis die Ringe glasig sind.
Den Ofen währenddessen auf 200 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen und eine Ofenform mit Butter fetten.
Die Hälfte der Kartoffeln in die Form geben und dann die Zwiebeln darauf verteilen. Die restlichen Kartoffeln kommen dann darüber. Danach wird alles mit Schlagsahne übergossen und mit Semmelbrösel bestreut. Bevor der Auflauf in den Ofen kommt, noch ein paar kleine Stückchen Butter darauf verteilen.
Den Auflauf dann circa eine Stunde backen, bis die Kartoffeln gar und goldbraun sind.
Nachdem dann das Buffet mit all seinen pikanten Leckereien verspeist ist, geht es als krönenden Abschluss des Abends an die Nachspeise. Hier gibt es sowohl in Schweden als auch in Norwegen einen ganz besonderen Milchreis. Besonders, weil genau eine (und auch wirklich nur eine) Mandel mitgekocht wird. Wer die Mandel in seiner Portion findet, heißt es, findet im kommenden Jahr entweder die große Liebe oder wird heiraten. Bringt mit dieser Tradition ein bisschen Spannung in das Nachspeisen-Tief, in dem normalerweise jede*r schon halb im Food-Coma ist. Der After-Diner-Espresso ist sowas von Vorgestern!
Julgröt oder Weihnachtsmilchreis
Zutaten:
- 500 ml Milch
- 125 g Milchreis
- 2 EL Zucker
- Butter, Vanillezucker
- Zitrone
- 1 Mandel
Zubereitung:
In einem Topf auf mittlerer Hitze ein bisschen Butter schmelzen. Dann den Milchreis dazugeben und gut verrühren.
Mit der Milch (oder einem Milchersatz) aufgießen und den Zucker, Vanillezucker und Zitronenzeste dazugeben. Unter regelmäßigem Umrühren einmal aufkochen lassen und dann auf geringer Hitze mit Deckel weiterkochen lassen.
Weiterhin immer mal wieder umrühren, um zu verhindern, dass der Reis am Topfboden anbrennt. Wenn ihr merkt, dass die Milch fast komplett verkocht ist, könnt ihr die Mandel dazugeben.
Ist die Milch dann vollständig verkocht und hat der Reis die gewünschte Konsistenz, könnt ihr den Milchreis mit ein bisschen Zimt servieren.
Einige werden sich jetzt vielleicht zurecht wundern, warum hier kein Glögg-Rezept zu finden ist; Weihnachten und Alkohol sind nachweislich eine untrennbare Kombi. Hier ist auch das schwedische Weihnachten keine Ausnahme. Wer nach einem Glögg-Rezept sucht, wird hier fündig.
Am Ende des Weihnachtsmenüs bleibt nur noch eines zu sagen: God Jul!
Sarah Bauer, geboren '95 in der Oberpfalz, zog der Duft nach Freiheit im Studium vor drei Jahren von Zuhause weg. Plan A-mberg scheiterte aufgrund mangelnder Möglichkeiten, also eben Plan B-amberg. Dass sie Anglistik studiert, hört man in Gesprächen bereits im zweiten Satz und wenn sie gerade nicht als Auge Saurons der Kapuzinerstraße tätig ist, verschüttet sie liebend gerne Tee. Ansonsten versorgt die (nicht) selbsternannte Trash-TV-Queen ihre Mitmenschen mit heißem Scheiß aus Fernsehen, Film und Literatur.