Anna Siemer (Jahrgang '98) schrieb schon mit acht Jahren ihren…
Egal ob fränkischer Dialekt, Bierglasgrößen oder Sperrstunde – manche bayrische, fränkische oder Bamberger Besonderheit kann zuerst verwirren. Je nördlicher der ursprüngliche Heimatort liegt, desto größer sind die Unterschiede.
Sperrstunden und Öffnungszeiten
Die vermutlich wichtigste Info zuerst: Die Supermärkte schließen um 20 Uhr! Als Abend- und Nachtmensch kann einen das bayerische Ladenschlussgesetz durchaus zur Umstellung zwingen. Plant dementsprechend, denn hungrig vor geschlossenen Türen zu stehen ist unangenehm und auch abendliches nachkaufen, wenn das Bier auf der WG-Party doch schneller zu neige geht als geplant, ist nicht möglich. Wenn es hart auf hart kommt gibt es aber noch zwei Ausweichmöglichkeiten: Im Snap N’Snack, einem Automatenladen in der Fischstraße, und im Rewe To Go bei Aral am Luipoldhain gibt es rund um die Uhr die Möglichkeit zumindest das Nötigste einzukaufen.
Auch der nächste Punkt hat etwas damit zu tun, dass in Bayern scheinbar gerne früher Feierabend gemacht wird als im Rest Deutschlands. Die Clubs haben wieder geöffnet und du freust dich darauf endlich wieder die ganze Nacht durchzutanzen? Das wird leider nichts. In Bamberg gibt es eine Sperrstunde. Unter der Woche schließen Clubs, Kneipen und Bars spätestens um 2 Uhr, am Wochenende um 4 Uhr morgens. Positiv gesehen bedeutet das immerhin, dass selbst bei ungeplantem in der Kneipe versacken, am nächsten Tag noch die Chance besteht es pünktlich in die acht Uhr Vorlesung zu schaffen. Da es montags beim „Schwof“ im Live-Club günstigere Preise gibt, kann das durchaus hilfreich sein.
(Rauch-)Bier
Bier ist in Bamberg nicht nur Genuss oder Lebensmittel, sondern auch Kulturgut. Mit dreizehn Brauereien im Stadtgebiet und circa 60 im Umland ist die Auswahl riesig. Das bekannteste ist wohl das Schlenkerla Rauchbier, das wahrscheinlich jede*r Tourist*in in Bamberg einmal probieren muss, bevor er oder sie die Stadt wieder verlässt. Die traditionsreiche Brauerei lässt sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Mehr zur Geschichte und Herstellung findet ihr hier.
Wem das Schlenkerla zu kräftig schmeckt, kann alternativ das Spezial Rauchbier probieren und natürlich die zahlreichen anderen nicht-rauchigen Biere, die in Bamberg und Umgebung gebraut werden. Wer in Bamberg ein Bier bestellt bekommt im Normalfall ein Seidla, das entspricht einem halben Liter und wird häufig in Tonkrügen serviert.
Auf den Keller gehen
Zum Bier trinken gehen die Bamberger*innen anders als die Bayer*innen nicht in den Biergarten, sondern „auf den Keller“. Das liegt daran, dass die Ausschankflächen über den Bierkellern liegen, in denen vor der Erfindung des Kühlschrankes das Bier kühl gelagert wurde. Übrigens, traditionell dürfen auf viele Keller eigene Brotzeiten mitgebracht werden. So passt der Bierkellerbesuch auch bestens ins studentische Budget.
In der Bäckerei
Für kaum ein Lebensmittel gibt es in Deutschland wohl so viele unterschiedliche Worte wie für das Brötchen. In Oberfranken, also auch in Bamberg, bestellt ihr am besten a Brödla. In Mittelfranken heißt es hingegen Weggla. Aber auch wer auf bayrisch eine Semmel bestellt, bekommt was er haben möchte. Brezeln werden hier zu Brez(e)n – neben der klassischen Laugenbreze gibt es übrigens meist auch Pfefferbrezen. Und eine Bamberger Spezialität ist das Bamberger Hörnla, eine Art Croissant, nicht zu verwechseln mit dem anderen Bamberger Hörnla, einer regionalen Kartoffelsorte mit demselben Namen.
Ein paar Grundlagen Fränkisch
Generell gilt im Fränkischen oder besser Fränggischen: p wird oft b, k zu g, g zu ch und statt der Verniedlichung -chen wird ein -la hinten an die Wörter angehängt. Mit diesen Tipps solltet ihr euch schnell reinhören können:
Fränkisch | Hochdeutsch |
a Seidla | ein halber Liter Bier |
a Stamperla | ein Kurzer/ ein Shot |
ned | nicht |
Basst scho! | Passt schon! Ist in Ordnung! |
a weng | ein bisschen |
zamm | zusammen |
freilich | klar, selbstverständlich |
fei | aber, doch, wirklich, wohl, tatsächlich, übrigens (teils auch unübersetzbares Füllwort) |
gscheid | richtig, ordentlich |
mit Musik [auf Speisekarten] | Marinade aus Essig, Öl, Salz, Pfeffer und jede Menge Zwiebeln |
Kerwa | Kirchweihfest |
heuer | dieses Jahr |
Uhrzeiten: | |
Viertel Elf | 10:15 Uhr |
Dreiviertel Elf | 10:45 Uhr |
Feiertage
Besonders wer aus den feiertagsarmen norddeutschen Bundesländern kommt, droht nicht nur wegen der verkürzten Öffnungszeiten vor verschlossenen Supermarkttüren zu stehen, sondern auch wegen der vielen Feiertage. Der nächste ist gleich am 1. November: Allerheiligen. Besonders viele davon gibt es im Sommersemester – definitiv ein Pluspunkt für das Studieren in Bamberg!
Noch mehr Infos zu eurer neuen Heimat findet ihr im Bamberg-ABC.
Anna Siemer (Jahrgang '98) schrieb schon mit acht Jahren ihren ersten Artikel über das Fußballturnier ihres Bruders und verblüffte die Lokalredakteur*innen in ihrer norddeutschen Heimatstadt. Mittlerweile hat sich ihr Themenschwerpunkt geändert und sie versucht nun mithilfe ihres Politikstudiums einen Überblick über das deutsche Politikgeschehen zu bekommen.