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Warum ich liebe, was ich tue — Börny vom Sound-n-Arts
Dunkel Hell

Warum ich liebe, was ich tue — Börny vom Sound-n-Arts

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  • Börny ist technischer Assistent im Sound-n-Arts. Durch seinen auffälligen Bart und seine herzliche Art kennt ihn die ganze Stadt.

Wenn du etwas brauchst, Börny hat es: von Beton über eine selbstgebaute Doctor Who Telefonzelle bis hin zu selbstgebranntem Schnaps. Vor fünf Jahren kam der heute 27-Jährige nach Bamberg, um zu studieren. Knapp fünf Jahre lang arbeitete er nebenbei für das Sound-n-Arts, wo sein Job alle Arbeitsbereiche umfasst: Personenkontrollen an der Tür, Streit schlichten, Erstversorgung, wenn es jemandem schlecht geht. Gelegentlich putzt er auch Toiletten, wenn ein Betrunkener sein Ziel verfehlt. Er führt Soundchecks durch und steht er sogar hinter der Theke.

Er ist Door Man, kein Bouncer

Bis zu fünf Nächte die Woche trifft man Börny im Club an. An das nächtliche Arbeiten musste er sich zunächst gewöhnen. Mittlerweile hat er gelernt zu schlafen, egal, zu welcher Tageszeit. Dadurch ist es ihm möglich, nach nur vier Stunden Schlaf seinen Alltag zu meistern und sich dann mittags noch einmal für drei Stunden hinzulegen. Er sagt, dass man als Türsteher vor allem reden können müsse. „Im Englischen gibt es die Unterscheidung ‚Door Man‘ und ‚Bouncer‘. Der Bouncer ist dieser typische ‚Ey, du kommst hier nicht rein’-Türsteher, der Door Man ist der, der die Tür öffnet, die Leute begrüßt, sie in den Laden hinein geleitet und sich mit ihnen unterhält. Das solltest du als Türsteher eigentlich auch machen, du musst mit den Leuten kommunizieren. Dadurch wird die Arbeit viel leichter.“

Betrunkene muss man totlabern

Handgreiflichkeiten gebe es nur selten und meist dann, wenn die Leute nicht einschätzen können, wie viel Alkohol sie vertragen. „Wenn du die Leute tot laberst, werden sie irgendwann ruhiger. Sie merken, dass du ihnen nichts Böses, sondern nur die Situation klären willst. Aber du musst sie eben totlabern. Einfach labern, labern, labern, labern.“ In den vier Jahren, in denen Börny im Club arbeitet, mussten sie bislang genau einmal jemanden zu Boden ringen. Alles, was in Bamberg passiere, erscheine extrem, weil sonst nie etwas passiere. Eine gebrochene Nase sei hier etwas Besonderes, in Berlin hätte man die in einer Nacht zwanzig Mal, meint Börny.

5 Jahre lang hat man Börny abends im Sound-n-Arts angetroffen.

Je ordentlicher er oben an der Tür arbeitet, desto besser können seine Kollegen unten arbeiten. Denn Leute, die sich schon oben an der Tür danebenbenehmen, werden auch den anderen Gästen gegenüber ein ähnliches Verhalten an den Tag legen. Auf die Frage, wen er nach Hause schickt, antwortet er: „Oh – Betrunkene! Es gibt hier eine kleine Treppe, die in den Clubraum hinabführt und der perfekte Indikator dafür ist, ob jemand betrunken ist oder nicht. Wenn du bei den drei Stufen schon hinunter böllerst, wird genauer hingeschaut.“ Wenn die Augen dann schon auf halb acht stehen, empfiehlt er den Leuten, lieber den Heimweg anzutreten. Einmal kam ein Gast am darauffolgenden Tag wieder und brachte Börny eine Schachtel Pralinen und eine Karte, bedankte sich dafür, dass er ihn heimgeschickt hatte. Eine willkommene Überraschung. Um die Optik geht es im Sound-n-Arts bei der Einlasskontrolle übrigens nicht. „Außer, du bist ganz nackt. Dann wird’s nix.“

Ich trag auch gerne den Rollstuhlfahrer die Treppe runter

Türsteher ist er geworden, weil er lieber im Hintergrund und nicht im Rampenlicht steht. Besonders gefällt ihm, dass der Job abwechslungsreich ist, denn kein Abend gleicht dem anderen. Es ist ein aktiver Job, bei dem er schon viel gelernt hat. Auch über sich selbst. Zu merken, wie er auf bestimmte Situationen und Personen reagiert, hat ihn grundsätzlich ruhiger und gleichzeitig offener werden lassen. Auf Leute zuzugehen ist mittlerweile kein Problem mehr für ihn. Das Publikum ist bunt gemischt: Vom 18- bis 94-Jährigen ist jeder vertreten. „Ich trag auch gerne den Rollstuhlfahrer die Treppe runter“, sagt er lachend. Und wenn es die Arbeit erlaubt, dann tanzt er auch gerne mal mit.

Ein Artikel aus unserem Archiv, Ausgabe 108.

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