Schindel war bereits im Jahr 2010 im Rahmen seiner Poetikprofessur in Bamberg zu Gast. In seinem neuen Gedichtband „Scharlachnatter“ geht es einmal mehr um Vergessen und Erinnern, Liebe, Leben und Tod und nicht zuletzt um das Schreiben selbst. Gerade wenn er von der „Suche nach der richtigen Sprache“ spricht wird es poetisch. Worte sind „Augenblicksgottheiten“, Schreiben eine „Steinbrucharbeit“, der richtige Ausdruck ist „wie das Kaninchen bei Alice im Wunderland“.
Dichter auf Augenhöhe
Den Wiener Dialekt legt der Autor selbstverständlich auch beim Lesen nicht ab. Im Anschluss beantwortet er geduldig und bemüht Fragen der Besucher, erzählt selbstkritisch und reflektiert von seiner Zeit als Jung-Kommunist, dem ‚Branding‘ ein „jüdischer Autor“ zu sein und, natürlich, viel von der Tätigkeit des Schreibens und der Entstehung der Texte selbst.
Adorno meinte, nach Auschwitz könne man keine Gedichte mehr schreiben. Schindel scheint und schien immer auf der Suche nach der richtigen Sprache zu sein, um es doch zu tun. Hier reiht sich auch sein neuester Gedichtband problemlos ein. Dabei finden aber auch Optimismus und subtiler Humor Platz, oft genug schwingen sie mit, in Ton und Sprache seiner Gedichte. Oder, wie die Bamberger Professorin für Neuere deutsche Literatur Iris Hermann in einer Besprechung für literaturkritik.de schreibt: „Auch dort, wo der Tod ins Visier gerät, schaut die Lebenslust um die Ecke.“