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Die Perle am Fluss
Dunkel Hell

Die Perle am Fluss

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  • Das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia feiert ein ganzes Jahr seinen 25. Geburtstag. Der Ottfried hat sich für die Bamberger Studierenden umgeschaut.

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Wie eine Perle am Fluss, liegt sie da. Die barocke „Muschel“ à la Wasserschloss Villa Concordia. Hinter den Türen der Villa befindet sich das Internationale Künstlerhaus und der Name ist Programm. Seit 25 Jahren beherbergt das Haus für bis zu 11 Monate internationale Künstler der Sparten Bildende Kunst, Literatur und Musik.

Von B wie Bulgarien, über Finnland, Kanada, Polen, Rumänien bis hin zu Österreich. Von kleinen Ländern wie Slowenien, bis hin zu halben Kontinenten wie China, waren Künstler vielfältigster Kulturen und über 20 Ländern bereits zu Gast in Bamberg. Neben dem Gastland kommt die andere Hälfte der Stipendiaten jährlich aus Deutschland. Auf das Stipendium können sich die Künstler dabei nicht bewerben. Ein Kuratorium berät das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst in der Auswahl der Künstler. Die Auszeichnung ist nicht als Nachwuchsförderung zu verstehen, sondern honoriert das Lebenswerk der Künstler. Dadurch sind viele Stipendiaten bereits bekannt und berühmt. In Bamberg haben die Künstler ohne Druck oder Verpflichtungen Zeit und Raum, eigene Projekte umzusetzen oder sich mit ihren internationalen Kollegen zu vernetzen und auszutauschen.

Im aktuellen Jahr 2022 ist das Gastland der Villa unser Nachbar Frankreich, zusammen mit einem Sonderstipendium für ukrainische Künstler. Im Laufe des Jahres gab es so bereits die Ausstellung „Jardin de la Concorde“ des deutschen Künstlers Andreas Chwatal – mit seinen imposanten Zeichnungen umschlungener Tänzer, Tierzeichnungen, der Karte vom paradiesisch anmutenden „Galanta“ und einem Keramikpanzer – den ukrainischen Leseabend oder die aktuell noch laufende Ausstellung „Barocker Inframince“ der französischen Künstlerin Garance Arcadias, welche faszinierende Glas-Skulpturen präsentiert und das Material Glas auf einzigartige Art und Weise in Raum und Licht wirken lässt.

Glasobjekt aus bis zum 23.10.2022 laufenden Ausstellung “Barocker Inframince” von Garance Arcadias. Copyright: Jürgen Schabel.

Das Durchstöbern der über 250 ehemaligen Stipendiaten ist dabei wie eine Zeitreise durch 25 Jahre Bamberger Kunstgeschichte. Einige Werke sind auch in Bamberg verblieben und lassen sich beim Spaziergang durch die Stadt erkunden. So beispielsweise über den Bamberger Skulpturenweg und die Allwetter-Großplastiken-Ausstellung, welche über die Stadt verteilt ist, darunter Werke von Avramidis, Botero oder Mitoraj. Ein Spaziergang in Bamberg reicht aus, um die Tagesdosis an internationaler Kunst zu erfahren. Ob Heumarkt, Untere Brücke oder Pfahlplätzchen – überall ist Kunst im öffentlichen Raum.
Corona hinterließ auch in der Villa seine Spuren. Die Uhren blieben jedoch nicht stehen, und so entdeckte sich das Künstlerhaus neu. Mit dem Format „Die Sendung Mit Der Kunst!“ wurden die Stipendiaten des Jahrgangs 2021/2022 aus Finnland und Deutschland in 15 unterhaltsamen Folgen portraitiert. Neben den Gesprächen mit den Künstlern wurden Ehemalige besucht, und es wurden Einblicke in deren künstlerische Neuheiten gegeben. Und wie in der Sendung mit der Maus, gab es mit „Fleiss und Schein“ auch eine sockige Lachgeschichte.

Wenn nach der Geschichte der Villa Concordia gefragt wird, hört man oft einen Satz: „Ein Künstlerhaus! Bayern braucht doch ein Künstlerhaus! So eines wie die Villa Massimo in Rom…“ – So oder so ähnlich wird zumindest Edmund Stoiber zitiert, als er sein Herzensprojekt Ende der 1990er Jahre in die Hand nahm. Ohne lange zu grübeln, meldete sich dann der damalige Bamberger Oberbürgermeister Herbert Lauer. Eine passende Immobilie hatte Lauer auch zur Hand: Das Wasserschloss Concordia in der gleichnamigen Straße an der Regnitz. Dieses einzigartige Angebot konnte Stoiber nicht ausschlagen. Kurze Zeit später wurde das Haus am 20. Oktober 1997 gegründet und am 6. Mai 1998 wurde das Internationale Künstlerhaus durch den bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber schließlich eröffnet. Von Anfang an mit dem Ziel der Förderung und Pflege der internationalen Kunst und damit verbunden der wichtigen kulturellen Beziehung des Freistaates Bayern mit anderen Staaten. Die ersten Jahre leitete der Bamberger Professor Bernd Goldmann das Haus. 2010 übernahm die Lyrikerin Nora-Eugenie Gomringer die Leitung.

Nora-Eugenie Gomringer im Gespräch mit Sasha J. Blondeau (französischer Komponist). Copyright: Jürgen Schabel.

Heißhunger auf Kunst? Wer jetzt nicht weiter auf die Kunst warten will, kann auf YouTube „Die Sendung Mit Der Kunst!“ anschauen (binge-watching tauglich) und sollte sich auf alle Fälle den 11. November und den 6. Dezember im Kalender vermerken. Am Freitag, den 11.11. findet in der Villa Concordia das legendäre „Schamrock-Festival der Dichterinnen“ statt. Neben dem Villa-Geburtstag feiert auch das Schamrock-Festival in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen. 60 Dichterinnen und Musikerinnen aus über 20 Ländern sind dann nach München, Wien und natürlich Bamberg eingeladen. Ein paar Wochen später findet am Nikolaustag im Studio des ETA-Theaters wieder das beliebte Format „Villa Wild“, u.a. mit Doris Dörrie, statt. Thema des Abends ist, wie sich unser Gefühl für andere Länder manchmal nur aus wenigen Bildern und Erzählungen speist. Nicht selten auch vorurteilsbehaftet – Menschen aus afrikanischen Ländern sind hilfsbedürftig und arm oder Mexiko ist unter Kontrolle der Drogenkartelle und Gewalt. Wann sehen wir uns in der Villa?

Villa Wild 2021 im Studio des ETA Theaters: Hier mit Paul Maar, Christoph Biermann (Sendung mit der Maus) und Nora-Eugenie Gomringer. Copyright: Jürgen Schabel.

Wer moderne, internationale Kunst sucht, muss also nicht ins Tate, MoMA oder Guggenheim. Internationale Kunst kommt aus und nach Bamberg. Mit dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia, welche dieses Jahr seinen 25. Geburtstag feiert, gibt es nahbare, internationale Kunst und Künstler in Bamberg für alle. Kostenlos und mit Sicherheit nicht umsonst.

Internationales Künstlerhaus Villa Concordia

– Drei-Sparten-Haus (Bildende Kunst, Musik und Literatur)
– Direktorin Nora-Eugenie Gomringer (seit 2010)
– Jährlich ca. 12 Stipendiaten, bis zu 11 Monate
– Herkunft Deutschland und ein jährlich wechselndes Gastland
– Vielfältige Veranstaltungen (Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, usw.)
– Wo? Concordiastraße 28 oder www.villa-concordia.de

Mehr aktuelle Veranstaltungen unter:
https://www.villa-concordia.de/aktuelles/veranstaltungen

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