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Das Gespräch mit Lisa Badum findet digital statt – wie fast alles zu Corona-Zeiten. Die Folgen der Pandemie prägen natürlich auch unser Gespräch. Besonders die Hilfen für Studierende beschäftigen die Bamberger Bundestagsabgeordnete. „Wir haben ein Notfall-Bafög gefordert“, erklärt sie, eine Überbrückungshilfe für drei Monate, die aber schon vorbei seien. „Im Konjunkturpaket sind Studierende leider nicht erwähnt worden“, sagt Badum. Sie habe während der vergangenen Wochen viele Briefe und Mails erhalten, von verschiedenen Bürger*innen – von Studierenden sei allerdings kein einziger dabei gewesen. Aus diesem Grund möchte Badum eine „Corona-Sprechstunde“ für Studierenden anbieten. Dort soll es möglich sein, Fragen zu stellen, aber auch über Probleme zu sprechen, die aktuell bestehen.
Von Studierenden waren keine Mails und Briefe dabei.
Seit wann sind Sie politisch aktiv?
Seit meiner Jugend, etwa ab dem Alter von 16 Jahren.
Warum wollten Sie im Bundestag und nicht beispielsweise im Landtag aktiv sein?
Das relevante für mich war vorrangig nicht die politische Ebene, sondern die Themen, für die ich gebrannt haben und auch heute noch brenne. Und diese Themen, Energie und Klimapolitik, werden maßgeblich auf Bundesebene gestaltet. Das hat mich dazu bewegt für den Bundestag zu kandidieren.
Was sind Punkte/Themen/Ideen, die Sie als Bamberger Abgeordnete aus Franken mit auf Bundesebene nehmen?
Ich beschäftige mich intensiv mit dem laufenden Strukturwandel, wie wir unsere Autobranche in der Region klimafreundlich umgestalten und in diesem Prozess auch möglichst alle Beschäftigten einbinden können. Bamberg als großer Standort von Zulieferbetrieben kann hier Modellregion werden. Außerdem mache ich mich seit Jahren für Waldschutz stark, ein Nationalpark Steigerwald im Bamberger Land ist überfällig. All das muss die Bundesregierung wissen.
Die Automobilbranche in Oberfranken
Die Bamberger Bundestagsabgeordnete ist seit 2017 Mitglied des Bundestags und klimapolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Gerade im Landkreis Bamberg, in dem die Automobilbranche einer der Haupt-Arbeitgeber ist, stellen Klimapolitik und die Nutzung erneuerbarer Energien ein großes Thema für Badum dar. „Die Automobilbranche müsste einsehen, dass es gerade einen Strukturwandel gibt, der vor Corona und vor dem Klima-Thema angefangen hat“, meint sie.
Neue Produkte und Technologie zu finden – das sieht sie als die große Chance für die Region Oberfranken an: „Wasserstoff ist ein großes Thema, die Brennstoffzelle, aber die Frage ist auch, ob beispielsweise Automobilzulieferer Teile für erneuerbare Energien herstellen könnten.“ Auch die Autobranche selbst sieht die Grünen-Politikerin in der Pflicht. Man müsse darauf achten, dass auch Komponenten von Elektroautos in der Region Oberfranken gefertigt würden, sonst schaue die Region irgendwann „in die Röhre“. Die Automobilfirmen sollten sich nach Badums Meinung nicht als solche sehen, sondern eher als „Mobilitätsdienstleister. Denn so könnte Bamberg eine Vorreiterregion in der Mobilität werden – eine „lernende Region“.
Nicht Automobilbranche, sondern Mobilitätsdienstleister.
Die Anzahl der in der Automobilbranche Beschäftigten ist auch in Oberfranken hoch. Auch die Arbeitnehmer*innen und ihre Arbeitsplätze sind vom Strukturwandel betroffen. „Sie müssen umqualifiziert werden, auch, weil wir in Zukunft noch andere Berufe brauchen werden“, sagt Badum, auch wenn das auch in Bamberg noch ein langer Weg sei. Die Chance für die Region sei hier vor allem in einer Ausdifferenzierung der Wirtschaft: „Auch andere Branchen müssen stärker gehighlightet werden, so die Gesundheitsbranche, der Tourismus oder die Energiebranche.“ So könnten sich mehr Standbeine aufgebaut werden – und man sei nicht nur auf die Automobilindustrie angewiesen.
Wenn Sie ein Frühstück wären, welches wäre es?
Früh morgens wäre ich ein sehr kleines Frühstück, am späten Vormittag aber wäre ich das osmanische Frühstück im Café Müller.
Was wäre Ihnen lieber: ein Kurzstreckenflug durch Deutschland oder eine vierstündige Bahnfahrt gemeinsam mit Markus Söder?
Definitiv die Bahnfahrt, aber ich gewinne immer häufiger den Eindruck, dass Söder eher selten aus Bayern rauskommt.
Was nervt bei Bundestagssitzungen am meisten?
Die Reden der AfD. Ich weiß oft nicht, ob ich vor Wut und Entrüstung lieber schreien oder lachen soll. Es ist zum Verzweifeln.
Mehr Klimaschutz im Konjunkturpaket
Badum spricht sich im Gespräch eindeutig für das Wahlalter ab 16 aus. Vor allem die Schulden aus beispielsweise dem Konjunkturpaket, aber auch die „Klima-Schulden“ nennt sie als Faktoren, die gerade auch von der jungen Generation getragen werden müssen. „Deswegen sollte die Jugend mitreden können, wie die nächsten Jahrzehnte aussehen“, sagt sie.
Im Konjunkturpaket der Bundesregierung, das die Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder ankurbeln soll, hätte sich Badum gerne mehr klimapolitische Aspekte erhofft: „Ich hätte gerne gesehen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien mehr forciert wird“, meint sie dazu, aber auch „dass große Unternehmen nur Konjunkturhilfen kriegen, wenn sie sich auf dem klimaneutralen Pfad bewegen, Stichwort Lufthansa.“
Gerade beim Punkt Klimaneutralität kritisiert Badum die Bundesregierung stark: Auf der einen Seite werde der Kohleausstieg beschlossen, auf der anderen Seite schließe man Verträge mit Betreiber*innen bis 2038 ab. „Ein Kohleausstiegsgesetz zu beginnen mit einem neuen Steinkohlekraftwerk ist widersinnig und geht überhaupt nicht“, kommentiert sie die Eröffnung des Kohlekraftwerks Datteln 4 und der aktuellen Umweltpolitik der Bundesregierung. Diese sei für sie und ihre Partei absolut fatal.
Die Jugend sollte mitreden können.
Lieber Brunch mit Robert Habeck oder Lunch mit Claudia Roth?
Gern mit beiden zusammen. Die beiden haben viel zu erzählen, dann werde ich viel zum Essen kommen und kann zugleich viel Inspiration für die tägliche Arbeit mitnehmen. Und nebenbei kann ich die einzigartige Bamberger Gastronomielandschaft vorführen.
Lager- oder Rauchbier?
Egal, Hauptsache ich kann es auf dem Keller genießen.
Teil welcher Band wären Sie gerne (gewesen)?
Franz Ferdinand.
Politiker*innen und Aktivismus
Das Engagement junger Menschen in der Politik sieht Badum auch durch Aktivismus bestärkt: Dieser bringe junge Aktivist*innen dazu, sich auch eine politische Laufbahn vorstellen zu können und für politische Ämter zu kandidieren. „Natürlich ist es attraktiv, sich punktuell und mit vor allem jungen Menschen zu engagieren“, sagt sie, aber es sei eine laufende Aufgabe der Parteien, sich attraktiv für ein Engagement zu halten.
„Gerade wenn es um Themen wie den Steigerwald oder Fridays for Future geht, nehme ich diesen aktivistischen Geist gerne mit“, sagt Badum. Doch den Kontakt zwischen aktivistischen Gruppen und der Politik vermisst sie vor allem im Bundestag: Beispielsweise seien im Umweltausschuss Vertreter*innen von Fridays for Future anwesend gewesen, mit dem Ziel, sich mit allen Parteien auszutauschen. „Es ist dann so geendet, dass wir als Parteien unser altes Hickhack aufgeführt haben und Fridays for Future war Zuschauer. Das war natürlich enttäuschend und da müssen wir insgesamt besser werden.“
Es komme aber auch immer auf den*die Politiker*in an, es gebe in allen Parteien sehr engagierte Leute. Auf die Frage, ob sie auch bei Aktionen gerne mehr Politiker*innen sehen würde sagt sie: „Es wäre gut, aber das muss ja auch jeder Politiker und jede Politikerin für sich entscheiden. Manche sind eben lieber mit der Wirtschaft in Kontakt.“
Badums Sprechstunde für Studierende wird am 15. Juli von 10–12 Uhr stattfinden. Wer Interesse hat, kann sich bei Julia Kießlich unter lisa.badum.ma07@bundestag.de oder unter 0951–40805301 anmelden.
Laura Weinmann, `99 im Schwabenländle geboren, versucht seit 2018, die Kehrwoche auch in Franken zu etablieren. Laut ihrer Mutter hat sie eine „Schwertgosch“, also die Extremform einer großen Klappe, und was sonst könnte man damit anstellen, als sie beim Ottfried einzubringen? Nebenbei studiert sie auch noch Germanistik, Geschichte und Politik, arbeitet dabei aber eigentlich nur darauf hin, ihr geistiges Alter von 76 auch körperlich zu erreichen.
Mit dem Selbsttest „Welches Uni-Klo bist du?“ hatte Kim 2019 ihren journalistischen Durchbruch. Seitdem schreibt unsere Oma gegen Rechts über Themen aus Kultur, Lifestyle und Politik und hat aus ihrer Liebe zu Mutter Erde die Gewächshaus Bamberg Reihe ins Leben gerufen. Mittlerweile droppt sie außerdem regelmäßig Content auf Social Media.