Wer Apps wie Quality Time benutzt, hat bestimmt schon festgestellt, wie erschreckend viel Zeit er am Smartphone verbringt.
Info
Quality Time ist eine App, die misst, wie viel Zeit man täglich am Smartphone verbringt und wie oft man es entsperrt. Öffnet man die App, wird genau angezeigt, wie viele Minuten auf welcher App verbracht wurden.
Nachdem die App mir anzeigte, dass ich täglich circa eine Stunde und dreißig Minuten am Smartphone verbringe, entschloss ich mich für fünf Tage einen radikalen Entzug zu machen. Ich möchte sowohl auf mein Smartphone als auch auf meinen Laptop verzichten.
Die ersten Schwierigkeiten
Die erste Hürde, die ich meistern musste, war überhaupt einen Zeitraum festzulegen, indem ich meine digitalen Geräte nicht nutze. Ständig hatte ich Ausreden im Kopf: „Nein, am Montag brauche ich mein Smartphone noch, um mich für die Lehrveranstaltungen an der Uni anzumelden“, „Wie kann ich denn jetzt mit meinen Freunden ausmachen, wo und wann wir uns treffen?“ Auch die Angst etwas zu verpassen, machte sich in mir breit. Ich merkte bereits, wie abhängig ich von meinen digitalen Geräten bin. Damit musste nun Schluss sein. Ich beschloss, mir für die Anmeldung zu den Lehrveranstaltungen eine Ausnahme zu genehmigen aber ansonsten für fünf Tage auf alle elektronischen Geräte zu verzichten.
Früher hat es doch auch ohne Handy funktioniert
Ich berichtete meinem Vater von meinem Vorhaben. Mein größtes Problem war immer noch, dass ich nicht wusste, wie ich meine Freunde erreichen soll. Er verstand meine Schwierigkeiten nicht, da es früher doch auch ohne Handy möglich war. Ich beschloss einfach mal spontan bei meinen Freunden zu klingeln und siehe da — es hat auch ohne Smartphone funktioniert! Die spontanen Treffen sind meistens eh am schönsten.
Ablenkung durch Smartphone
Die App Quality Time zeigte mir an: Heute hast Du Dein Handy 160mal entsperrt. Wie oft schaut Ihr auf Euer Smartphone, ohne etwas Bestimmtes zu wollen? Gerade beim Lernen oder Hausarbeit Schreiben passiert mir das oft. Wenn das Handy neben mir liegt und blinkt, ist die Versuchung groß darauf zu schauen. Ich werde neugierig und will wissen, wer mir eine Nachricht geschickt hat. Danach kann ich dann noch schnell Instagram abchecken und zack – wieder fünfzehn Minuten vergangen.
Am besten konzentrieren kann ich mich, wenn ich das Smartphone nicht sehe. Wenn ich in die Bibliothek gehe, nehme ich es erst gar nicht mit auf meinen Platz, sondern lasse es einfach mit dem Rucksack im Spind. Eine Studie der Universitäten Würzburg und Nottingham hat bestätigt, dass die Konzentrationsfähigkeit um 26 Prozent höher liegt, wenn sich das Smartphone außer Reichweite befindet.
Lesen statt Netflix
Nach einem anstrengenden Tag habe ich abends oft die Gewohnheit mich von einer Serie beschallen zu lassen und an nichts mehr zu denken. Mich ärgerte das schon lange, weil ich früher sehr viel gelesen habe. Seit ich Abonnements diverser Video-on-Demand Anbieter habe, hat meine Leidenschaft zu Büchern drastisch nachgelassen. Ich habe nun durch meinen Technik-Entzug seit Langem mal wieder zu einem Buch gegriffen und festgestellt, dass es viel schöner ist als eine Serie. Man kann sich die Bilder zu den Geschichten im Kopf selbst ausmalen – man ist sozusagen sein eigener Regisseur. Die Kreativität wird durch das Lesen auf jeden Fall mehr gefördert als durch eine Serie auf Netflix.
Mein Fazit
Vor meinem Selbstversuch haben vor allem die Apps WhatsApp und Instagram meine Zeit gefressen. Ich verbrachte täglich durchschnittlich 54 Minuten auf WhatsApp und 27 Minuten auf Instagram. Diese Zeit habe ich jetzt vor allem mit Lesen und Joggen gefüllt.
Der Umgang mit meinen elektronischen Geräten ist durch den Selbstversuch bewusster geworden. Ich werde ab sofort mein Smartphone öfter ausschalten und auch mal ohne es aus dem Haus gehen. Ich habe gelernt, dass ich nichts verpasst habe, als ich offline war– im Gegenteil, ich konnte mich viel besser auf die wichtigen Dinge konzentrieren und war nicht ständig abgelenkt. Auch meine Freude am Lesen habe ich dadurch zurückgewonnen – ich habe in der elektrofreien Zeit ein Buch gelesen und mir gleich noch weitere in der Buchhandlung ausgesucht.
Allerdings muss ich sagen, dass die fünf Tage zu kurz waren, um eine dauerhafte Veränderung meiner Gerätenutzung zu erzielen. Ich werde zukünftig immer mal wieder smartphonefreie Tage einlegen, weil ich bemerkt habe, dass mir das gut tut. Ich werde versuchen dabei die Zeitspanne immer um einen Tag zu verlängern.
Trotzdem muss ich zugeben, dass meine digitalen Geräte auch ihre Vorteile haben – gerade das Musik hören habe ich vermisst. Auch zum Kontakt halten mit Freunden, die weiter weg wohnen sind die elektronischen Geräte praktisch. Wobei es bestimmt auch mal schön wäre, einen Brief zu schreiben…