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Jung und aktiv — eine Bamberger Gruppe gegen Antisemitismus
Dunkel Hell

Jung und aktiv — eine Bamberger Gruppe gegen Antisemitismus

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  • Nach dem Gastbeitrag des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bamberg und der zugehörigen Hochschulgruppe an der Otto-Friedrich-Universität stellen wir euch in diesem Artikel die Gruppe in einem kurzen Interview vor.

Seit wann seid ihr als Gruppe aktiv?
Das Junge Forum in Bamberg ist schon seit einigen Jahren als Hochschulgruppe aktiv gewesen, ist dann aber etwas eingeschlummert. 2016 wurde die Gruppe mit neuem Personal reaktiviert, seitdem bekommen wir wieder stetigen Zulauf.

Zusätzlich hat sich Anfang des Jahres auf unsere Initiative hin das Junge Bündnis gegen Antisemitismus gegründet. Es versteht sich als loses Netzwerk junger politischer Gruppen, die sich gegen Antisemitismus engagieren und gemeinsame Aktionen planen. Das Bündnis verschließt sich aber keinen Personen, die vielleicht nicht mehr unter „jung“ fallen. Gemeinsamer Nenner im Bündnis ist die Anerkennung der Antisemitismus-Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA).

Wie ist eure Gruppe zusammengesetzt?
Auf die Frage müssen wir etwas klischeemäßig antworten: Bei uns ist alles dabei.

Obwohl die meisten bei uns doch Bamberger Studis sind, haben wir genauso Berufstätige. Bei uns gibt es Aktive, die bald an der Alters-Obergrenze des JuFo (35 Jahre) kratzen, ebenso wie die frischen 20er. So wie manche sehr politisiert und aktiv sind, sind andere noch neu in den Themenkomplexen, die wir bearbeiten.

Was sind eure Hauptthemen und ‑ziele?
Grundsätzlich beschäftigen wir uns als JuFo mit dem Themenkomplex Israel, womit aber thematisch angehängt jüdisches Leben in Deutschland und der Welt und damit leider eben auch immer Antisemitismus einhergehen. Insgesamt sieht sich die Deutsch-Israelische Gesellschaft, unsere Mutterorganisation, als eine Art “Brücke” zwischen Israel und Deutschland. Sie bringt israelische Positionen in die deutsche Politik ein und versucht, die Beziehung zwischen beiden Ländern zu stärken.

Wir wollen das im kleineren Rahmen umsetzen: Verständnis für den jüdischen Staat schaffen, über Antisemitismus aufklären, Menschen für dieses vielfältige Land begeistern, an dem wir so interessiert sind. In letzter Zeit sehen wir uns aber leider gezwungen, dem Thema Antisemitismus einen immensen Raum einräumen zu müssen. Das ist sehr schade.

Wie seid ihr aktiv?
Zur Erreichung dessen steht bei uns vor allem die klassische Bildungsarbeit durch Vorträge im Vordergrund. Insbesondere zu Corona-Zeiten sind diese vergleichsweise einfach zu organisieren und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Das freut uns, weil es Barrieren vielerlei Art löst.

Aber wir machen natürlich noch mehr: Bei gegebenem Anlass lassen wir über Instagram und Facebook wissen, wenn wir finden, dass etwas in Bamberg falsch läuft – zuletzt bei der Diskussion um die judenfeindliche Figurengruppe am Dom. Unser Post hierzu wurde breit rezipiert und auch von Tourismusinstitutionen der Stadt aufgenommen.

In letzter Zeit sind wir außerdem verstärkt auf Demonstrationen gegen den Antisemitismus der Bamberger Anti-Corona-Szene aktiv.

Wie wirken sich antisemitische Attentate und Gewalttaten auf euch und eure Arbeit aus?
Sie machen uns auf traurige Art und Weise klar, wo es brennt und wo wir aktiv werden müssen. Sie verdeutlichen, dass Deutschland ein Problem hat – nein, viele, viele Probleme. Und wir versuchen deshalb, insbesondere Antisemitismus und Rassismus entgegenzuwirken und hierzu zu bilden.

Für uns persönlich sind sie so bestürzend, weil vor Augen geführt wird, wie sehr sich in Deutschland der Tatsache verschlossen wird, dass judenfeindliche Worte und Mythen in letzter Konsequenz immer zu Gewalt und Vernichtungsfantasien führen. Eine Tatsache, auf die wir schon lange aufmerksam machen wollen und aus der wir die Notwendigkeit unserer Arbeit ziehen.

Wie geht ihr mit den antisemitischen Aussagen der Corona-Leugner*innen um?
Wir finden ganz klar: Diese Aussagen müssen an die Öffentlichkeit gebracht werden. Bereits im November 2020 setzte sich einer unserer Sprecher mit dem Thema in einem Vortrag auseinander.

Diese Aussagen müssen an die Öffentlichkeit gebracht werden

Damit wollen wir nicht die Shoa-Vergleiche, antisemitische Stereotype und Verschwörungserzählungen weiterverbreiten, sondern vor allem die viel beschworene Zivilgesellschaft aufklären. Genauso aber auch politisch Aktive, die nicht die psychische Belastung auf sich nehmen und in den Telegram Chats der Leugner*innen recherchieren oder sich auf deren Demos begeben und die Redebeiträge dort anhören. Wir halten es jedoch für sehr wichtig, dass bekannt wird, was dort gesagt wird.

Wer darf sich bei euch einbringen?
Jeder, der wirklich jeden Antisemitismus verurteilt, und nicht den einen durch den anderen bagatellisieren möchte. Jeder, der weiß, dass mit dem Existenzrecht Israels auch das Recht auf Selbstverteidigung einhergeht. Wir sind dabei, wie die Deutsch-Israelische Gesellschaft selbst, parteipolitisch unabhängig. Denn Israelsolidarität ist so vielfältig wie Israel selbst. Was aber klar ist: Solidarität mit Israel bedeutet auch Solidarität mit Juden und Jüdinnen. Deshalb hat die DIG in einer bundesweit gültigen Erklärung Zusammenarbeit mit der AfD abgelehnt – danach agieren auch wir.

Ansonsten: Schreib uns an – egal wer und wo du bist!

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