Oliver, '97er, seines Zeichens Halbösterreicher, sozialisiert in Niederbayern, hat sich…
Die Zeit, in der die Studierenden versuchten, den „Muff von tausend Jahren“ aus den Talaren ihrer Professoren zu schütteln, ist vorbei. Die Universität hat sich verändert. Wenn wir heutzutage bei den Hochschulwahlen unsere studentischen Vertreter wählen, dann ist das nicht mehr Revolution, sondern Konvention. Dennoch hängt die Reichweite unserer Mitbestimmung von der Unterstützung der Wählerschaft ab. Bei einer Wahlbeteiligung von etwa 13 Prozent fällt es der Universitätsleitung jedoch leicht, am Rückhalt des Konvents in der Studierendenschaft zu zweifeln. Dabei haben wir gute Gründe, unsere Stimme geltend zu machen.
Der Fachschaftenrat (FSR) beispielsweise entscheidet zusammen mit dem Konvent über den Haushalt der Universität und bestimmt somit maßgeblich den studentischen Alltag mit. Für die studentische Meinungsbildung gegenüber der Universität tagt der Konvent und verabschiedet Stellungnahmen und Beschlüsse, die dem Senat oder anderen Gremien vorgelegt werden. Und wo der Konvent nicht weiterkommt, haben wir noch unsere studentischen Senatoren.
Wer sich nicht selbstständig über anstehende Wahlen informiert, hat nicht verstanden, dass Wähler nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben.
Es ist also bei Weitem nicht so, dass wir keine Möglichkeiten haben, an unserer Universität mitzuwirken. Es gibt ja auch einige Themen, bei denen wir uns Veränderung wünschen — seien es flexiblere Anmeldefristen für Prüfungen, bessere Beratung für den späteren Beruf oder die konsequente Abschaffung der (ohnehin schon verbotenen) Anwesenheitspflicht. Und auch vermeintliche Kleinigkeiten, wie genügend Mülleimer, Steckdosen oder Kaffeeautomaten, müssen von „irgendjemandem“ gefordert werden. Einzelne Studierende haben nur geringe Erfolgsaussichten, doch wenn wir alle geschlossen hinter solchen Forderungen stehen, ist die Universitätsleitung im Zugzwang.
Außerdem ist der Vorgang des Wählens kein großer Aufwand. So faul durchschnittliche Studierende sein mögen, drei Wahlzettel auszufüllen ist selbst nach einem Katerfrühstück um 13:30 Uhr noch möglich. Wer sich nicht einmal ein paar Minuten lang damit befassen will, wer in Zukunft die Interessen der Studierenden vertritt, hat auch nicht das Recht, sich zu beschweren. Natürlich kann es vorkommen, dass sich trotz unseres Engagements nichts verändert. Aber wenn niemand wählen geht, dann können wir sicher sein, dass es keine Veränderung gibt.
Auch das Argument, man werde nicht genug über die Kandidaten informiert, ist unsinnig. Die politischen Hochschulgruppen und das Hochschulpolitische Referat des FSR stellen jedes Jahr Infomaterial zur Verfügung und das Wahlsystem wurde auf der Studentischen Vollversammlung erklärt.
Oliver, '97er, seines Zeichens Halbösterreicher, sozialisiert in Niederbayern, hat sich für sein Politikstudium ins Frankenland begeben. Auf seiner Suche nach neuen Leuten hat es ihn zum Ottfried verschlagen. Mit seinen rhetorischen Fähigkeiten ist er in Redaktionssitzungen in jeder Diskussion überlegen. Entgegen seiner ernsten Miene schaffte er es immer wieder seine Mitmenschen durch Wortwitz und unangebrachte Kommentare zum Lachen zu bringen.