Mit dem Selbsttest „Welches Uni-Klo bist du?“ hatte Kim 2019…
Das selbsternannte Uptown-Girl – sie kommt aus der oberen Hälfte…
Rassismus ist ein Problem in Deutschland. Wenn du das bisher kaum bemerkt hast, bist du wahrscheinlich aufgrund deines Aussehens nicht davon betroffen. POC (People of Color) haben jeden Tag mit Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung zu kämpfen. Und mal Butter bei die Fische: Wir privilegierten Weißen schauen viel zu oft dabei zu. Wir müssen unser Handeln hinterfragen und überlegen, wie sich unsere Privilegien darauf auswirken.
Wir merken dann vielleicht, dass wir einfacher in Clubs kommen oder weniger oft am Flughafen rausgezogen und kontrolliert werden. Dann fällt uns vielleicht auch auf, dass es Menschen oft deutlich schwerer fällt eine Wohnung oder einen Job zu finden, wenn kein „typisch deutscher” Name am Ende der Mail oder in der Bewerbung steht. Nicht zuletzt wird uns dann vielleicht auch bewusst, wie häufig wir uns an der Uni oder in Hochschulgruppen in rein weißen Kreisen aufhalten und dass das inzwischen einfach nicht mehr repräsentativ für die deutsche Gesellschaft ist! Aber wir müssen auch bemerken, was in unseren Gedanken passiert, oder besser gesagt, was nicht passiert: Wir gehen aus dem Haus ohne uns fürchten zu müssen, angefeindet zu werden. Wir fahren mit dem Bus ohne gemustert zu werden, ohne böse Blicke zu bekommen. Und wir müssen uns bewusst sein, dass wir zumindest nicht allein aufgrund unseres Aussehens oder unserer Herkunft Zielscheibe rechtsextremistischer Gewalt sind. Die Attentate in Hanau und Halle richteten sich gegen eine Shishabar und Synagoge und eben nicht gegen ein Wirtshaus. Der Gang in das Wirtshaus fühlt sich immer noch sicher an, an unserem gewohnten Wohlfühlgefühl ändert sich nichts.
Es geht nicht darum, dass wir täglich dankbar über mögliche Privilegien sind, die wir als Weiße haben. Es geht darum, die Verantwortung, die damit einhergeht, wahrzunehmen. Aktuell schauen wir zu oft nur zu. Wir versuchen nach einem Anschlag schnell wieder zu verdrängen, was passiert ist, wir spüren kaum Angst. Wir skippen kritische Instastories und dabei schütteln wir auch noch den Kopf, weil uns das manchmal einfach echt zu viel Politik in unserer Freizeit ist. What the fuck? Wir alle müssen Präsenz zeigen, aktiv werden gegen Hass und uns solidarisieren mit Opfern von Rassismus und rechter Gewalt. Jeder Mensch hat eine gesellschaftliche und politische Verantwortung und wir müssen dieser mehr nachkommen. Gerade privilegierte Weiße, die sich im Alltag sicher und wohl fühlen, müssen sich mehr engagieren!
Wenn du dich jetzt fragst, wie du das tun kannst, gibt es viele Antworten. Das Bewusstsein über die eigenen Privilegien müssen wir in Aktivität umwandeln. Rassistische Kommentare müssen wir immer wieder unterbinden und auf unsere Sprache achten. „Kanacke” oder auch „Kanake” ist aus unserem (weißen) Wortschatz zu streichen; Weiße verwendeten das Wort seit den 60ern als Schimpfwort. Zu diskriminierendem Verhalten gehört es auch, Menschen als „Andere” abzustempeln. Kommentare, beispielsweise über „anders” oder gar „exotisch” aussehende Haare bzw. Frisuren, dürfen nicht mehr fallen. Und, dass Menschen die Haare anderer anfassen wollen (oder es ohne zu fragen tun!), ist sowieso ein No-Go! Generell sind wir verpflichtet, achtsamer zu sein – bei unserer Sprache und im zwischenmenschlichen Umgang.
Wir (Weiße) müssen uns mehr für POC einsetzen, uns mit ihnen solidarisieren. Wir müssen ihnen zuhören und versuchen, sie zu verstehen. Denn People of Color haben meist schon jahrelang in Schmerzen gelebt, Schmerzen, die man als weiße Person in Deutschland nicht kennt. Es ist wichtiger denn je, den Mund aufzumachen. Wer sich nicht stetig gegen Rassismus ausspricht – und das nicht nur im Kopf, sondern auch auf der Straße – gibt Rassismus mehr Raum, bekräftigt ihn.
Wir verwenden in diesem Artikel den Begriff People of Color. People of Color ist eine internationale Selbstbezeichnung von/für Menschen mit Rassismuserfahrungen. Darunter zu verstehen sind also Menschen, die sich gegenüber der weißen Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aufgrund von Hautfarbe, Religion etc. Diskriminierungserfahrung machen.
Mit dem Selbsttest „Welches Uni-Klo bist du?“ hatte Kim 2019 ihren journalistischen Durchbruch. Seitdem schreibt unsere Oma gegen Rechts über Themen aus Kultur, Lifestyle und Politik und hat aus ihrer Liebe zu Mutter Erde die Gewächshaus Bamberg Reihe ins Leben gerufen. Mittlerweile droppt sie außerdem regelmäßig Content auf Social Media.
Das selbsternannte Uptown-Girl – sie kommt aus der oberen Hälfte ihres Kaffs – Lena Weber, Jahrgang '94, zog nach drei wilden Jahren an der einzigen katholischen Universität Deutschlands auf in die Welt… Das Spritgeld reichte nur bis Bamberg. Doch selbst in Oberfranken lernt die Bayerin by nature einen neuen Kulturkreis kennen und versucht sich vorbildlich zu integrieren – Seidla-trinkend und Bratwurstbrötla-essend.