Während meines Bachelorstudiums habe ich noch ganz bequem bei meinen Eltern gewohnt und bin mit dem Zug zur Uni gefahren. Danach war ich es leid, zwischen zwei Orten zu pendeln und nirgends so richtig zu Hause zu sein. Und wenn wir ehrlich sind – mit 22 Jahren kann man auch mal aus dem Hotel Mama ausziehen. Für den Master wollte ich ganz bewusst Neuland betreten, in einer für mich komplett neuen Stadt leben und studieren. Meine Wahl fiel Anfang dieses Jahres eher zufällig auf Bamberg, weil man hier das Kommunikationswissenschafts-Masterstudium auch zum Sommersemester anfangen kann. Nach meinem letzten Bachelorsemester, in dem ich nur meine Abschlussarbeit geschrieben und gearbeitet hatte, wollte ich einfach nicht noch ein halbes Jahr warten, um wieder in den Uni-Alltag einzusteigen. Also ersetzte ich Anfang April Weinschorle durch Bier und meinen Heimatort in der Pfalz durch Bamberg.
Alles Neue verliert seinen Zauber, wenn nach der aufregenden Anfangszeit der Alltag einsetzt.
Seit ich hier bin, kann ich den Bekannten nur recht geben, die mir vorschwärmten, wie schön es hier sei. Bamberg ist eine wunderschöne Stadt und ich habe hier in meinem Studiengang, in Hochschulgruppen und beim Sport wunderbare Leute kennengelernt. Trotzdem wird Bamberg für mich wahrscheinlich eine Zwischenstation bleiben. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich so schnell wie möglich wieder weg von hier will. Im Gegenteil, Bamberg ist auf jeden Fall eine lebenswerte und vor allem studierendenfreundliche Stadt. Ich kann mir aber trotz allem nur schwer vorstellen, nach dem Studium hier sesshaft zu werden. So gemütlich und familiär das Leben und Studieren in der Kleinstadt auch ist, irgendwann kennt man jede Ecke. Alles Neue verliert seinen Zauber, wenn nach der aufregenden Anfangszeit der Alltag einsetzt. Natürlich ist das Bamberger Weltkulturerbe einen Besuch wert, aber das sehen jedes Wochenende gefühlte 5.000 Touristen genauso. Entspannt durch die Innenstadt schlendern ist zumindest im Sommer nicht wirklich drin.
Und solange ich jung und noch nicht durch Partner, Kinder und Hund gebunden bin, muss ich nicht unbedingt an einem Ort bleiben. Ein Praxissemester in einer anderen Stadt klingt für mich nach einer tollen Idee, ebenso wie nach dem Studium nochmal in einer anderen Stadt neu anzufangen. Und zumindest einige Zeit lang möchte ich in einer Großstadt gelebt haben. Ob das etwas für mich ist? Keine Ahnung. Aber ich habe vor, es früher oder später herauszufinden. Natürlich ist es nie leicht, von seinen Freunden und aus seiner gewohnten Umgebung wegzuziehen. Aber die Idee, immer wieder Neuland zu entdecken und sich dort zu Hause zu fühlen, ist es doch wert.
Als Kommunikationswissenschaftlerin muss ich mir sowieso bewusst sein, dass ich mir nach dem Abschluss meinen Job und damit auch meinen Wohnort nicht unbedingt aussuchen kann. Bamberg ist schließlich nicht gerade als bedeutender Medienstandort bekannt. Wenn es mich also nach dem Studium in eine ganz andere Ecke Deutschlands verschlägt, kann mich das karrieretechnisch auf jeden Fall weiterbringen. Es gibt noch so viele andere Orte zu entdecken. Bis es aber soweit ist, genieße ich noch eine Weile mein Bier auf der Unteren Brücke, chille im Erba-Park und gehe in der Sandstraße feiern.
Dieser Artikel erschien in unserer Print-Ausgabe 111 vom 08. Oktober 2018.