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Bevor der Vorhang fällt
Dunkel Hell

Bevor der Vorhang fällt

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  • 150 Filme, 7 Tage, 1 Festival – so heißt es auf einem Banner der Bamberger Kurzfilmtage, die diesen Montag begonnen haben. Doch wie viele helfende Hände, wie viele Stunden Arbeit und wie viele To-Do-Listen stecken eigentlich dahinter? Seit 1991 zieht das jährliche Festival mit Regisseuren aus dem In- und Ausland Tausende Besucher an. Und wie läuft es hinter den Kulissen ab?

Entspanntes Chaos

Es ist Dienstagabend, kurz vor sieben. Der Büroraum in der Königsstraße ist gefüllt mit Mitgliedern des Kurzfilmtage-Teams, die zur letzten wöchentlichen Sitzung zusammengekommen sind. 18 Personen, vom Studierenden bis zum Rentner, sitzen auf ausgeblichenen Kinosesseln, einem Sammelsurium unterschiedlicher Stühle oder auf dem Boden. An den Wänden prangen Werbeplakate der letzten Jahre und eine Lightbox mit der Aufschrift: „Saal 1 – Kinothek“. Nahe dem Eingang sammeln sich auf einem Tisch neben Computern und Büroutensilien auch zehn Marmeladengläser. Daneben steht ein mannshoher Stapel an Kartons mit Programmheften.

Vor der eigentlichen Sitzung erinnert das Team an eine Schulklasse zu Stundenbeginn, kurz vor dem Eintreffen ihres Lehrers. Eine schnippelt sich Feta-Käse in ihren Salat, ein anderer singt in sein Handy, um herauszufinden, wie das Lied heißt, das vorhin beim Bäcker lief. Katharina Breinbauer, eine der Praktikantinnen, und Andreas Böhler, der für die Projektplanung zuständig ist, fahren derweil die Computer hoch, auf denen die To-Do-Liste der Festivalplanung darauf wartet, geöffnet und abgehakt zu werden.

Wäre das Team eine Schulklasse, wäre Volker Traumann ihr Lehrer. Der hauptberufliche Zirkuspädagoge ist der Leiter des Festivals und derjenige, der jetzt den Beginn der Sitzung verkündet und damit für Ruhe sorgt.

Die To-Do-Liste ist noch lang

Die Besprechung geht los. Katharina lässt eine Leinwand herunterfahren – nicht zum Filmegucken, sondern um die To-Do-Liste im Großformat anzuzeigen. Einiges ist noch zu tun. Es müssen ein Transporter abgeholt, ein Antrag neu gestellt und Filme ins Kinoformat umgewandelt werden. Das große Thema ist aber der Schichtplan: Es haben sich noch nicht genug Helfer für den Auf- und Abbau, den Einlass, die Moderationen und das Putzen eingetragen. „Die Putzschicht beginnt erst um 12 Uhr, heißt, man kann am Tag vorher noch bis um zwei in den Club gehen. Oder bis vier. Oder sechs“, verkündet Katharina in dem Versuch, noch mehr Freiwillige anzuwerben. Erfolgreich — die Liste füllt sich.

Können wir noch Musiker für die Vernissage organisieren? Oder einen Vortrag als Einleitung?

Zwischendurch ertönen einzelne Einwürfe aus allen Ecken des Raumes. „Wie weit bist du eigentlich mit den Versicherungen?“ „Hast du schon die Bänder bestellt?“ „Können wir noch Musiker für die Vernissage organisieren? Oder einen Vortrag als Einleitung?“ Nach kurzen Diskussionen sind alle Fragen geklärt und die neuen Aufgaben verteilt. Es geht weiter im Text, weiter mit Katharinas Frage: „Gibt es nicht noch irgendjemanden, der diese Schicht übernehmen könnte?“

Was bisher geschah…

Bis zu dieser Sitzung ist der Großteil schon getan. Schon im Frühling letzten Jahres musste das Portal eingerichtet werden, auf dem die Filme eingereicht wurden. Im Sommer haben sich die Teammitglieder zusammengefunden und in Kleingruppen aufgeteilt. Das Programmplanungs-Team zum Beispiel sichtete die eingereichten Filme, während die Finanzplaner die Kosten für Programmhefte und Trailer kalkulierten. Weitere Teams waren die Festivaltechniker, das Presse-Team und die Gästebetreuer für Besucher aus der Filmbranche. Die regelmäßige Dienstagabendsitzung war der Termin, an dem alle Gruppen zusammenkamen. Insgesamt umfasst das Kurzfilmtage-Team neben vier festangestellten Mitarbeitern drei Praktikanten und über 30 Freiwillige. Eine besondere Herausforderung war für sie dieses Jahr die Organisation der Vorführungen in der Alten Seilerei, da dort erstmals im Rahmen des Festivals Filme gezeigt werden.

Letzte Worte?

Heute gibt Katharina noch ein paar Worte zur Motivation: „Sollte es euch mal nicht so gut gehen, ruft einfach das „Team Awareness“ an. Dann kommt jemand mit Schokolade in der Jackentasche und einem tollpatschigen Hund, der einem einmal die Hand abschlabbert.“ Trotz vieler noch zu erledigender Aufgaben wirken alle entspannt. Was ist jetzt noch das Schlimmste, das passieren könnte? „Dass der Server abstürzt“, sagt Andreas mit einem Lachen. Und, aufgeregt? „Nö.“

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