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Studierendenvertreter ohne Legitimation?
Dunkel Hell

Studierendenvertreter ohne Legitimation?

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  • Mit gerade einmal 11,02 Prozent Wahlbeteiligung schrammt das Ergebnis der Hochschulwahlen vom 14. Juni 2016 erneut knapp an der Einstelligkeit vorbei.

Obwohl an allen Universitätsstandorten gewählt werden konnte und sowohl Uni, als auch journalistische und politische Hochschulgruppen im Vorhinein ausführlich über Kandidaten, Programme und den Ablauf der Wahl berichteten, machten sich nur 1407 der insgesamt 12.715 Wahlberechtigten die Mühe, ihr Kreuzchen zu setzen. Damit bestätigt sich erneut das etablierte Desinteresse der Studierenden an der eigenen universitären Selbstverwaltung.

In den Fakultätsrat konnten für die Geistes- und Kulturwissenschaften (GuK) Florian Lützelberger und Anna Lena Westphal und für die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (SoWi) Bastian Heindrichs und Isabel Rücker einziehen. Die Fakultät Humanwissenschaften (HuWi) wird im nächsten Jahr von Leonora Engelbach und Theresa Gerber vertreten. Valentin Barth und Elisa Jakob ziehen für die Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) in den Fakultätsrat ein. Den acht Kommilitonen und Kommilitoninnen obliegt es zukünftig unter anderem den Haushalt der Studierendenvertretung zu bestimmen. Außerdem vertreten sie als erste Anlaufstelle der Studierenden deren Interessen in Gesprächen und Stellungnahmen etwa zu Studienordnungen oder zur Verteilung der Mittel aus den Studienbeiträgen gegenüber Professoren, dem Senat und dem Universitätsrat.

Die Stimmverteilung im größten studentischen Gremium, dem Konvent, sieht in der nächsten Legislaturperiode folgendermaßen aus: Mit sechs Stimmen bildet USI e. V. die größte Fraktion des Konvents. Darauf folgen die Juso-Hochschulgruppe mit fünf Sitzen und die Liste AStA Fachschaft/SDS mit vier Sitzen. Die Liberale Hochschulgruppe – LHG wird ab jetzt mit drei und der RCDS mit einem Vertreter im Konvent sitzen. Im Vergleich zum Vorjahr gewannen LHG und die Juso-Hochschulgruppe je einen Sitz hinzu, während der RCDS ein Mandat im Konvent verlor. Die 19 gewählten Kommilitonen vertreten alle Studierenden und erarbeiten in Kommissionen Beschlüsse. Da diese allerdings keinen bindenden Charakter für die Unileitung haben, hätte eine höhere Wahlbeteiligung auch ihre Position deutlich verbessert.

Wenig Luft nach unten

Die Studierendenvertreter müssen also in den anstehenden Diskussionen und Auseinandersetzungen mit dem Makel leben, nur von einem knappen Achtel der Kommilitonen beauftragt worden zu sein. Dieses Legitimationsproblem tritt allerdings auch an anderen Universitäten und Hochschulen auf und zeigt, dass Bamberg mit der niedrigen Wahlbeteiligung nicht ganz am unteren Ende der deutschen Hochschullandschaft liegt. Die Universitäten Duisburg und Oldenburg etwa zeigten zuletzt mit 6,57 Prozent (2015) und 1,2 Prozent (2014), dass noch Luft nach unten ist. Trotzdem ist das Desinteresse der Studierenden an der Mitgestaltung ihrer Studiensituation erschreckend hoch. Wie aber lässt es sich erklären?

In den medialen Diskussionen der vergangenen Jahre wurde immer wieder das Phänomen der Politikverdrossenheit bemüht. Bedenkt man allerdings, dass politisches Engagement heute vielfach außerhalb etablierter Strukturen geschieht, etwa in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe, greift diese Argumentation zu kurz.

Florian Hackmann, studentischer Senator der Bunten Linken Liste und Mitglied des Konvents, sieht das eigentliche Problem in der Studiendauer. Er verweist auf den Trend zum kurzen, karriereorientierten Studium und vermutet: „Die Noten gehen bei vielen vor, die Hochschulpolitik ist da eher zweitrangig.“ Für ein kritisch-bildendes Studium bleibe bei dem Durchpeitschen kein Platz, meint er und fügt hinzu: „Diejenigen, die sich interessieren, werden vom vermeintlichen Zoff zwischen den Gruppen im Konvent abgeschreckt. Diskussionen gehören aber zur Politik und bringen uns weiter.“

Auch sein Kollege Ralph Edler vom RCDS sieht nach knapp zwei Jahren im Senat, dass die Hochschulpolitik bei den kurzen Studienzeiten in Bachelor- und Masterstudiengängen oft hinten runter falle. Da das Wählen aber wenig Zeit koste und zudem mit der Einführung eines elektronischen Wählerverzeichnisses die Fakultätsgebundenheit der Wahl entfallen ist, moniert er die Eigenverantwortung der Studierenden: „Man muss sich noch nicht einmal selbst in die komplizierten Themen einarbeiten. Wir Vertreter aus Konvent oder Senat können das Wesentliche in drei Minuten erklären, aber es fragen zu wenige Kommilitonen.“ Er könne sich deshalb nicht wirklich erklären, warum nur einer von acht Bamberger Studierenden zur Wahl gehe.

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